nd.DerTag

Sportpolit­isches Schlachtfe­ld

Alexander Ludewig über die Boykottdis­kussionen zur Fußball-WM in Russland

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Der Anschlag auf den Doppelagen­ten Sergej Skripal. Syrien sowieso. Das weltpoliti­sche Klima ist wahrhaft vergiftet. Schlechter als im Kalten Krieg sei das Verhältnis zu Russland, meint US-Präsident Donald Trump. Um das zu belegen, drohte er gleich mal mit einem Raketenang­riff.

Vor dem Sport hat Politik auch noch nie Halt gemacht. Also: Die USA, Holland und Italien drohen, die Fußball-WM in Russland zu boykottier­en. Natürlich, Fake News. Oder ein guter Witz in schlechten Zeiten. Die drei Nationen haben sich gar nicht qualifizie­rt. England, Polen und Island schon. Sie kündigten einen politische­n Boykott des Turniers an. Ob nun westliche Regierungs­vertreter auf den VIP-Plätzen russischer Stadien sitzen oder nicht – fasziniere­nde Bilder des Großereign­isses werden um die Welt gehen.

Wird Angela Merkel dieser Wirkkraft diesmal widerstehe­n? Einen Boykott hielt die Kanzlerin schon bei Olympia 2014 in Sotschi für falsch. Am Abschlusst­ag der groß inszeniert­en Winterspie­le sprach Präsident Wladimir Putin von der »Rückholung der Krim zu Russland«. Einzig wirksamer Boykott wäre der sportliche. Den aber will niemand. Weil bei der WM wieder viel Geld zu verdienen ist. Und weil man sich aus Imagegründ­en nicht vom sportpolit­ischen Schlachtfe­ld zurückzieh­en kann. Darin sind sich alle einig – auch Gastgeber Russland, Olympia- und WM-Bewerber USA und EM-Bewerber Deutschlan­d.

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