Sozial-ökologischer Umbau
Post-Extraktivismus heißt: Abkehr von agroindustriellen Monokulturen
Die
Autoren formulieren mit dem Begriff »Post-Extraktivismus« den Vorschlag für eine schrittweise Abkehr vom Paradigma der Ressourcen-Ausbeutung im Bereich des Bergbaus, der agroindustriellen Monokulturen und der Gewinnung von fossilen Energieträgern.
Der sogenannte Extraktivismus war und ist sowohl für neoliberale als auch für linke Regierungen in den rohstoffreichen Ländern Lateinamerikas während der letzten Jahrzehnte das vorherrschende Entwicklungsmodell. Fortschrittliche Regierungen rechtfertigten den Extraktivismus mit der dadurch in Gang gesetzten Bekämpfung der Armut.
Die Kehrseite des Extraktivismus ist jedoch die extreme Abhängigkeit von Weltmarktpreisen und von einer sich bereichernden nationalen und internationalen Bourgeoisie. Außerdem geht der Extraktivismus auf Kosten lokaler Gemeinschaften, Kleinbauern und der Umwelt. So wurden beispielsweise in Argentinien inzwischen 22 Millionen Hektar der 33 Millionen für die Landwirtschaft vorhandenen Hektar in transgene Sojabohnenkulturen umgewandelt.
Der frühere Präsident der verfassungsgebenden Versammlung Ecuadors, Alberto Acosta, berichtet in »Radikale Alternativen« von den widersprüchlichen Erfahrungen in seinem Land: Dort wurde zwar die Notwendigkeit propagiert, den Extraktivismus zu überwinden; der nationale Entwicklungsplan wurde sogar in den »Plan für ein gutes Leben« umbenannt. Doch in der Praxis ver- tieft die Regierung die Rohstoffausbeutung sogar noch mehr als die früheren neoliberalen Regime – angeblich, um damit die Voraussetzungen zu schaffen, um später aus dem Extraktivismus auszusteigen.
Brand und Acosta schlagen den Begriff des guten Lebens (Buen Vivir) vor und wollen mit ihrer Publikation »Transformationsprozesse im Norden und Süden miteinander verknüpfen«. Die Autoren verstehen Post-Extraktivismus und Degrowth »als eine Art Duo, das sich zur gleichen globalen Realität äußert. Wenn die Wirtschaft im globalen Norden sozial-ökologisch transformiert wird«, so Acosta und Brand, dann werde »der Druck, den Ressourcen-Extraktivismus im Süden immer weiter voranzutreiben, abnehmen.«