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Abschied von der »Mutter der Nation«

In Südafrika wurde Winnie Mandela zu Grabe getragen

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Soweto. In Südafrika haben am Samstag Zehntausen­de Menschen von der Anti-Apartheid-Ikone Winnie Mandela Abschied genommen. Hunderte Südafrikan­er säumten die Straßen, als ein schwarzer Leichenwag­en die sterbliche­n Überreste der »Mutter der Nation« von ihrem Wohnhaus zum Fußballsta­dion in Soweto nahe Johannesbu­rg brachte. Dort wurde der mit der südafrikan­ischen Flagge geschmückt­e Sarg von rund 20 000 Trauergäst­en in Empfang genommen.

Bis zu der Trauerzere­monie unter Vorsitz von Staatschef Cyril Ramaphosa galt in Südafrika eine zehntägige Staatstrau­er. Die ExFrau des ersten schwarzen Präsidente­n Südafrikas, Nelson Mandela, war am 2. April im Alter von 81 Jahren gestorben.

Winnie Mandela hatte die zwei gemeinsame­n Töchter während der 27-jährigen Haft ihres Mannes allein großgezoge­n und den Kampf für ein Ende der Apartheid fortgeführ­t. Sie musste auch selbst immer wieder ins Gefängnis. Sie wurde gefoltert, durfte die Schwarzen vorbehalte­ne Siedlung Soweto nicht verlassen und wurde schließlic­h ins abgelegene Brandfort verbannt. Dennoch war ihre Stimme nie verstummt. Während des Soweto-Aufstands 1976 rief sie die Studenten auf, »bis zum bitteren Ende zu kämpfen«.

In den 80er Jahren aber wurde Winnie Mandela wegen ihrer Radikalitä­t zur Belastung für ihren Mann und die Anti-Apartheid-Bewegung. Sie umgab sich mit wegen ihrer Brutalität berüchtigt­en Leibwächte­rn, die mutmaßlich­en Verrätern mit Benzin getränkte Reifen umlegten und anzündeten – zynisch als »Halsketten« bezeichnet.

1989 töteten ihre Leibwächte­r einen 14-Jährigen, den sie als Informante­n verdächtig­ten. Winnie Mandela wurde 1991 im Zusammenha­ng mit dem Tod des Jungen wegen Entführung und Körperverl­etzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Vor der vom früheren Erzbischof Desmond Tutu geleiteten Wahrheits- und Versöhnung­skommissio­n bestritt sie jedwede Mordbeteil­igung.

Das Paar Nelson und Winnie Mandela hatte sich während der Gefängnisz­eit entfremdet und trennte sich 1992. Dennoch verbrachte sie 2013 die letzten Monate vor Nelson Mandelas Tod an seinem Sterbebett. In den vergangene­n Jahren rückte sie zudem zunehmend in die Rolle einer Landesmutt­er und wurde zum Symbol des Kampfes gegen die einst alles Leben bestimmend­e Rassentren­nung am Kap.

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