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Auf Planetenja­gd

Ein weiteres Weltraumte­leskop soll Himmelskör­per entdecken

- Von Christina Horsten, Washington

Tausende mögliche Exoplanete­n hat das Weltraumte­leskop »Kepler« in rund neun Jahren im All entdeckt. Jetzt geht ihm der Sprit aus. Doch die NASA hat schon einen Nachfolger: »Tess«.

Wenige Monate geben die Experten der US-Raumfahrtb­ehörde NASA dem Weltraumte­leskop »Kepler« noch, dann ist wohl endgültig der Tank leer. Rund neun Jahre hat der nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler (1571 bis 1630) benannte Planetenjä­ger bereits im All verbracht, dabei Hinweise auf tausende mögliche Planeten außerhalb unseres Sonnensyst­ems gefunden – und Wissenscha­ftler weltweit begeistert.

Damit die Suche nach Exoplanete­n ohne Pause weitergehe­n kann, hat die NASA schon einen Nachfolger für »Kepler« in den Startlöche­rn: In der Nacht zum Dienstag (17. April 00.32 Uhr MESZ) soll das Teleskop »Tess« (Transiting Exoplanet Survey Satellite) vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaa­t Florida an Bord einer »Falcon 9«-Rakete starten. Es ist das erste Mal, dass die NASA die Dienste der privaten Raumfahrtf­irma SpaceX für eine wissenscha­ftliche Mission in Anspruch nimmt. Bislang hatte SpaceX in erster Linie mit seinem »Dragon«-Frachter im Auftrag der NASA Nachschub zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS geschickt.

Die rund 200 Millionen Dollar teure »Tess«-Mission ist erstmal auf etwa zwei Jahre angelegt. Das Teles- kop ist ungefähr so groß wie ein Kühlschran­k und hat vier Kameras. »In der »Falcon 9«-Rakete sieht es aus wie ein Spielzeug«, sagt Missionsch­ef George Ricker. Nach dem Start soll es noch rund zwei Monate dauern, bis »Tess« in der geplanten Umlaufbahn ist und mit dem Sammeln von Daten beginnen kann. Wie »Kepler« soll »Tess« dann das Licht bestimmter Sterne beobachten. Wenn es kurz nachlässt, könnte das bedeuten, dass ein Planet vorbeigezo­gen ist. »Tess« könnte so- wohl kleine steinige Planeten als auch riesige Himmelskör­per finden – und soll insgesamt ein deutlich größeres Gebiet abdecken als »Kepler«.

»›Tess‹ wird uns viel Spaß bringen«, sagt Ricker. »Es gibt 20 Millionen Sterne, die wir uns anschauen können.« Während »Kepler« viele sehr weit entfernte Planeten entdeckt habe, werde »Tess« hoffentlic­h auch einige bei näheren Sternen finden, möglicherw­eise etwa 500 erdgroße innerhalb einer Entfernung von 300 Lichtjahre­n. »Ich freue mich darauf, endlich Daten zu sehen.«

Die Planetenja­gd hat sich inzwischen zur Aufgabe für eine ganze Flotte entwickelt. So sind die bereits vor Jahrzehnte­n gestartete­n NASATelesk­ope »Spitzer« und »Hubble« noch im Weltall unterwegs, auch wenn ihre Daten nur eingeschrä­nkt brauchbar sind. Die Europäisch­e Raumfahrta­gentur Esa will ihren Satelliten »Cheops«, der ebenfalls nach Exoplanete­n suchen soll, noch in diesem Jahr auf den Weg zum Start bringen.

Nur der Star der Flotte schwächelt: Den eigentlich schon für dieses Jahr geplanten Start des »James Webb«-Teleskops hat die NASA gerade auf »frühestens Mai 2020« verschoben. Weitere Tests seien notwendig geworden. Das »James Webb«-Weltraumte­leskop, benannt nach dem zweiten NASA-Geschäftsf­ührer, soll 1,5 Millionen Kilometer weit ins All fliegen und unter anderem mit Hilfe eines 25 Quadratmet­er großen Spiegels neue Bilder aus dem frühen Universum liefern.

Wie »Kepler« soll »Tess« dann das Licht bestimmter Sterne beobachten. Wenn es kurz nachlässt, könnte das bedeuten, dass ein Planet vorbeigezo­gen ist.

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Foto: NASA/GSFC Das Weltraumte­leskop »Tess« soll die Planetensu­che von seinem Vorgänger »Kepler« übernehmen.
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