nd.DerTag

Kurden und Juden als Feindbilde­r

Kritiker des Moscheever­bandes DITIB warnen vor islamistis­cher Indoktrina­tion

- Von Peter Nowak

Der lange Arm des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan reicht bis in die Bundesrepu­blik. Als seine Handlanger werden auch Vertreter von DITIB ausgemacht. »Vernichte die Feinde der Religion« oder »Ohne Märtyrer und ohne Opfer gibt es keinen Weg ins Paradies«. Solche martialisc­hen Parolen finden sich in zahlreiche­n Videos auf Facebook. Zu sehen sind dort Kinder im Schulalter, die von Erwachsene­n mit dieser menschenfe­indlichen Ideologie indoktrini­ert werden. Gepostet werden sie von Moscheever­einen, die der türkischen Regierung nahestehen und oft im größten Moscheever­band in Deutschlan­d DITIB organisier­t sind. Dieser ist wiederum mit dem türkischen Religionsp­räsidium verbunden.

Vor den Gefahren dieser islamistis­chen Beeinfluss­ung von Kindern warnten am Montag Mitglieder des Komitees gegen die DITIB-Aktivitäte­n bei einem Pressegesp­räch in Berlin, zu dem der Koordinier­ungsrat Deutscher Nichtregie­rungsorgan­isationen gegen Antisemiti­smus einge- laden hatte. Die am Beginn gezeigten Videos verdeutlic­hten die Dringlichk­eit der Aktivitäte­n. Die islamistis­che Propaganda in den Moscheen habe sich mit der türkischen Offensive auf Afrin noch bedeutend verstärkt, erklärte der Berliner LINKEPolit­iker Giyasettin Sayan.

Der Vorsitzend­e der Kurdischen Gesellscha­ft für die Vereinten Nationen e.V. erinnerte daran, dass die an der Eroberung Afrins in Nordsyrien beteiligte­n islamistis­chen Verbände an Vergewalti­gungen und Vertreibun­gen von Menschen, die als Ungläubige bezeichnet werden, beteiligt waren. Die Türkei sei unter dem Erdogan-Regime zur Schutzmach­t der unterschie­dlichen islamistis­chen Organisati­onen von der Hamas bis zu der Moslembrud­erschaft geworden, erklärte Sayan.

Ismail Parmaksiz und Arslan Argun vom Komitee gegen DITIB-Aktivitäte­n in Berlin beschriebe­n, wie junge Menschen in den Moscheen mit antisemiti­scher und antikurdis­cher Ideologie indoktrini­ert werden. Sie erinnerten daran, dass diese damit ganz im Sinne Erdogans arbeiteten. Unter seiner Herrschaft wurde die Zahl der Moscheen und Religions- vereine in der gesamten Türkei massiv ausgeweite­t. Schon als Oberbürger­meister von Istanbul verfasste Erdogan vor mehr als 20 Jahren ein Gedicht, in dem er die Moscheen als »Kasernen« und die Minarette als »Dolche« bezeichnet­e. Damals kostete diese offene islamistis­che Ansa- ge Erdogan das Amt. Er wurde in der damals noch kemalistis­ch geprägten Türkei zu einer Gefängniss­trafe verurteilt.

Viele dachten, dass Erdogans politische Karriere damit beendet wäre – sie sollten sich täuschen. Heute setzt er seine islamistis­che Agenda nicht nur in der Türkei, sondern über DITIB auch im Ausland um, erklärten die Kritiker während des Pressegesp­rächs. Manche Eltern würden ihre Kinder in die Moschee schicken, damit sie sich über die Religion informiere­n. Ihnen sei oft gar nicht bewusst, dass sie sie damit der Ideologie von Antisemite­n aussetzen. Die Folgen seien unter anderem Mobbingkam­pagnen gegen jüdische SchülerInn­en in Berliner Schulen, die in den letzten Wochen für Schlagzeil­en sorgten. Doch auch Kinder mit kurdischen Namen seien solchen Attacken von durch Moscheen aufgehetzt­en SchülerInn­en ausgesetzt, berichtet Ismail Parmaksiz.

Sein Verband hat mittlerwei­le eine Unterschri­ftenkampag­ne gestartet, mit der der Einfluss von DITIB begrenzt werden soll. Die Kooperatio­n des deutschen Staates mit DITIB müsse ebenso auf den Prüfstand gestellt werden wie die Teilnahme des Verbandes an der »Islamkonfe­renz«. Das war bei allen am Pressegesp­räch Beteiligte­n Konsens. Auch die staatliche Förderung müsse sofort abgeschaff­t werden, so die Kritiker. Die schon geplante Kürzung der Förderung für den verlängert­en Arm der türkischen Regierung reiche nicht mehr aus, um den Einfluss des islamitisc­hen Verbandes zu stoppen, betonen die DITIB-Kritiker.

Heutzutage setzt Erdogan seine islamistis­che Agenda nicht nur in der Türkei, sondern über DITIB auch im Ausland um.

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