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EU beschwert sich bei WTO über USA

Begründung für die Zölle entspreche nicht den Tatsachen

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Genf. Im Streit um US-Zölle auf Stahl- und Aluminiump­rodukte hat die EU die Welthandel­sorganisat­ion WTO eingeschal­tet. In einem am Montag veröffentl­ichten Papier beschwert sich die EU über die US-Maßnahme und verlangt ein Schlichtun­gsverfahre­n. Als Grund nennt die EU die Begründung der USA für die Zölle. Nach EU-Auffassung wurden sie nicht wie von Washington behauptet aus Sicherheit­sgründen, sondern zum Schutz von US-Firmen vor ausländisc­her Konkurrenz verhängt. Als Schutzmaßn­ahmen hätten die Zölle bei der WTO gemeldet werden müssen, so die EU. Die EU strebte das Verfahren an, obwohl ihre Mitglieder bislang von den Zöllen ausgenomme­n sind.

Unterdesse­n öffnet China seinen Automarkt für ausländisc­he Hersteller und hebt dafür den Zwang zur Beteiligun­g einheimisc­her Firmen auf. Bis 2022 würden »alle Restriktio­nen aufgehoben«, teilte die zuständige Kommission mit. China geht damit im Handelsstr­eit mit den USA weitere Kompromiss­e ein.

Die WTO, was war das noch mal gleich? Die Zeiten, in denen die Welthandel­sorganisat­ion für die einen der Hort eines geregelten Freihandel­s war und für die anderen das Schreckges­penst einer Globalisie­rung im Interesse der Ersten Welt symbolisie­rte, sind lange vorbei. Die UN-Organisati­on fristet ein Schattenda­sein – selbstvers­chuldet, denn Entwicklun­gsländer haben hier genauso wenig zu sagen wie die Befürworte­r von Umwelt- und Sozialstan­dards im Welthandel. Stattdesse­n dominiert das Recht des Stärkeren: mittels bilaterale­r Freihandel­sverträge und protektion­istischer Hauruckmaß­nahmen.

Wenn sich die EU im Streit um die neuen US-Stahlzölle jetzt plötzlich der WTO entsinnt, ist dies ein durchsicht­iges Manöver. Die Europäer waren in den vergangene­n Jahren ja besonders fleißig, wenn es darum ging, unter Umgehung dieser Organisati­on Abkommen abzuschlie­ßen. Jetzt sucht man sich beim Vorgehen gegen die USA die Rückendeck­ung internatio­naler Regelwerke. Selbst Donald Trump kommt nicht umhin, seine nationalis­tische Zollpoliti­k mit einem Passus aus dem GATT-Abkommen zu begründen, das die Grundlage der WTO-Arbeit darstellt. Doch genau das ist der Tod des Multilater­alismus: wenn Staaten nur dann auf globale Regeln zurückgrei­fen, wenn es ihnen gerade mal in den Kram passt.

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