nd.DerTag

Es bleibt nur die Straße

- Nicolas Šustr über die deutsche Mietenpoli­tik

Runter mit der Miete – rauf mit den Löhnen. Neu ist die Forderung nicht, aber brennend aktuell. Um 74 Prozent sind die Neuvertrag­smieten in Berlin-Kreuzberg in den letzten fünf Jahren gestiegen, stadtweit ging der Preis bei Neuvermiet­ungen um 51 Prozent hoch, ermittelte das Wohnungspo­rtal Immowelt. In anderen deutschen Großstädte­n sieht es nicht viel besser aus. Kein Wunder, dass Betroffene inzwischen zu Zehntausen­den gegen den Mietenwahn­sinn demonstrie­ren. Denn die Einkommen halten bei Weitem nicht Schritt mit den rasant steigenden Mieten.

Und was die Koalition im Bund verabredet hat, ist nur ganz wenig mehr als nichts. In wichtigen Fragen, die den Preisauftr­ieb für Wohnungen bremsen können, sind nur »Prüfungen« und »Evaluierun­gen« vereinbart. Modernisie­rungen »sollen« nicht zu unverhältn­ismäßigen Mieterhöhu­ngen führen, heißt es weiter im Koalitions­vertrag. Alles kann, nichts muss also. Warum Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) stolz wie Bolle darauf ist, dabei mitverhand­elt zu haben, ist für Außenstehe­nde angesichts des Ergebnisse­s nicht zu verstehen. Und der zuständige Innen-, Heimat- und Bauministe­r Horst Seehofer (CSU) wird sein Herz für unterprivi­legierte Mieter wohl kaum entdecken. Den Betroffene­n bleibt nur der Druck der Straße. Steht auf, wenn ihr Mieter seid!

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