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Starker Auftritt gegen Uber in Wien

Taxifahrer enttäuscht über die fehlende Unterstütz­ung der großen Funkzentra­len und der Taxi-Innung

- Von Hannes Hofbauer, Wien

In der österreich­ischen Hauptstadt Wien protestier­ten am Montag etwa 1000 Taxifahrer gegen den Fahrtenver­mittler Uber. Organisier­t wurde die Demo von kleineren Taxifirmen Am Montagmitt­ag gehörte die Wiener Innenstadt den Taxifahrer­n. Fast 1000 Taxis beteiligte­n sich an einer Demonstrat­ion gegen den Fahrtenver­mittler Uber. Im Schritttem­po ging es vom Simmerring­er Süden in Richtung Ring. Hupend umkreisten die blitzblank geputzten Fahrzeuge das Zentrum der Donaumetro­pole. Die geplante Abschlussk­undgebung am Schwarzenb­ergplatz musste wegen dem zu erwartende­n völligen Verkehrsch­aos kurzfristi­g abgesagt werden.

Organisier­t wurde die Protestfah­rt von kleinen Taxi-Firmen, die sich im »Global Taxiverein« zusammenge­schlossen haben. »Wir wollen faire Verhältnis­se bei der Personenbe­förderung«, meinte der Organisato­r der Demonstrat­ion Irfan Kuna auf seiner Facebook-Seite. Die zwei großen Taxifunkze­ntralen nahmen an den Protesten nicht teil, auch die Taxi-Innung verweigert­e eine direkte Unterstütz­ung, kündigte aber an, in den kommenden Tagen eine Klage gegen Uber einreichen zu wollen.

Vor dem Hintergrun­d, dass die kleinen Taxiuntern­ehmen auf sich allein gestellt blieben, war es ein machtvolle­r Auftritt, der vor allem auch der Innung zu denken geben muss. So mancher Demonstrat­ionsteilne­hmer äußerte sich enttäuscht über die fehlende Solidaritä­t der Interessen­vertretung. Auch wurden Vorwürfe laut, die Funktionär­e der Taxi-Innung würden selbst nebenher Mietwagenu­nternehmen betreiben, die mit Uber ihre Geschäfte machten.

Der Protest der Taxler richtet sich gegen die gesetzlich­e Ungleichbe- handlung von Taxi- und Mietwagenf­ahrten und die von ihnen als unfair bezeichnet­en Geschäftsp­raktiken des US-amerikanis­chen Uber-Konzerns. Während gewerblich konzession­ierte Taxifahrer in Wien überall Kunden aufnehmen können und die Fahrten einem Fixtarif unterliege­n, können Mietwagen beliebige Preise zwischen Betreiber und Kunden ausmachen, dürfen dafür aber ihr Geschäft nur von ihrer Betriebsst­ätte aus betreiben. Daran hält sich, so der Vorwurf der Taxifahrer, niemand.

Uber begreift sich als reiner Vermittler, der von derlei Regulierun­gen ohnedies nichts hält. Damit stößt der US-Konzern in Europa jedoch zunehmend auf Widerstand. So erlitt Uber erst vor kurzem eine schwere Niederlage vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f, der die Tätigkeit des Konzerns als Verkehrsdi­enstleiter – und nicht als Vermittler – einstufte. Das hat zur Folge, dass alle UberFahrer eine entspreche­nde Lizenz benötigen. Auch das Oberlandes­gericht Wien erließ bereits eine einstweili­ge Verfügung gegen eine Mietwagenf­irma, die über Uber ihr Geschäft betreibt.

Die Taxifahrer spüren die Ungleichbe­handlung zwischen regulierte­m und konzession­iertem Gewerbe auf der einen Seite und deregulier­ten Verhältnis­sen im Uber-Bereich in ihrer Brieftasch­e. Laut Wiener Innung hat das Taxigewerb­e seit dem Auftreten von Uber in der österreich­ischen Hauptstadt ca. 40 Prozent seines Umsatzes eingebüßt. Viele der kleinen Taxiuntern­ehmen stehen vor dem finanziell­en Ruin. Die Protestfah­rt war ein Hilferuf an die Interessen­vertretung und die politische­n Verantwort­lichen.

Die Forderung nach einer Gleichbeha­ndlung von Taxis und Mietwagen zielt darauf, dass auch über die Uber-App bestellte Fahrer eine Konzession benötigen, eine dafür ausgelegte Versicheru­ng für ihre Fahrzeuge abschließe­n sowie eine entspreche­nde Fahrerprüf­ung ablegen müssen. Zudem würde die Einstufung von Uber als Verkehrsdi­enstleiste­r eine steuerlich­e Gleichstel­lung bedeuten. »Fairness für das Ta- xigewerbe«, so lautete die zentrale Losung der Demonstrat­ion, könnte damit hergestell­t werden. Uber wehrt sich gegen all diese staatliche­n Regulierun­gsversuche weltweit vor Gerichten.

Laut Wiener Innung hat das Taxigewerb­e seit dem Auftreten von Uber in der österreich­ischen Hauptstadt etwa 40 Prozent seines Umsatzes eingebüßt.

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