Sammelklage gegen Facebook
US-Richter prüfen Gesichtserkennungsfunktion
San Francisco. Facebook muss sich in den USA einer Sammelklage von Nutzern stellen, die sich durch das Gesichtserkennungsprogramm des Onlinenetzwerks in ihrer Privatsphäre verletzt sehen. Ein Gericht in San Francisco ließ die Klage am Montag gegen den Widerstand der Facebook-Anwälte zu. In dem Verfahren soll es um eine Funktion gehen, die Facebook 2010 einführte: Sie überprüft Fotos, die Nutzer hochgeladen haben, und versucht, Gesichter den Namen von Nutzern zuzuordnen. Facebook macht Nutzern dann Vorschläge, die Gesichter auf den Fotos mit Namen zu versehen.
In der EU war die Funktion 2012 aus Datenschutzgründen abgeschaltet worden. Die Kläger in den USA wenden nun ein, dass die Gesichtserkennung ohne ihr Einverständnis eingesetzt werde. Dies verstoße gegen ein Gesetz des USBundesstaats Illinois zum Schutz privater biometrischer Daten.
US-Bundesrichter James Donato erklärte die Argumentation für stichhaltig genug, um eine Sammelklage zuzulassen. Der können sich alle Bewohner von Illinois anschließen, von denen Facebook seit Juni 2011 ein Gesichtsfoto als Vorlage für die Gesichtserkennungsfunktion gespeichert hat.
Eine Facebook-Sprecherin kündigte eine »energische Verteidigung« der Interessen ihres Konzerns an. Facebook sei der Ansicht, dass die Klage ohne Grundlage sei. Nutzer hätten die Möglichkeit, die Gesichtserkennung zu deaktivieren.
Die Klage trifft Facebook zu einem heiklen Zeitpunkt: Der Konzern steht wegen eines Datenskandals unter Druck. Die Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern des sozialen Netzwerks waren bei der britischen Firma Cambridge Analytica gelandet und sollen unerlaubt für den Wahlkampf von US-Präsident Donald Trump ausgeschlachtet worden sein.
Am Montag musste Facebook einräumen, auch Daten von Nutzern gesammelt zu haben, die das soziale Netzwerk gar nicht nutzten. »Wenn man eine Webseite oder eine App besucht, die unsere Dienste nutzt, erhalten wir auch dann Informationen, wenn man nicht eingeloggt ist oder kein Facebook-Konto hat«, erklärte Manager David Baser. Er führte aus, dass viele Firmen auf Facebooks Dienste zurückgriffen, um etwa Werbung zielgerichtet zu platzieren. Er betonte, dass andere Internetunternehmen wie Google und Twitter ähnlich mit Informationen umgingen.