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Vieles hängt von Prävention ab

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Im nd-ratgeber vom 11. April 2018 wurde über Mobbing am Arbeitspla­tz informiert. Dazu eine Ergänzung von Susanne Norgall, Betriebsrä­tin des Gebäudedie­nstleister­s Niederberg­er Berlin.

Arbeitnehm­er haben ein Arbeitskli­ma verdient, in dem obszöne Witze, ein Klaps auf den Hintern und zweideutig­e Sprüche nicht toleriert werden. Und damit meine ich ausdrückli­ch beide Geschlecht­er. Belästigun­g am Arbeitspla­tz ist nicht nur eine miese, sondern auch eine strafbare Handlung, die vom Arbeitgebe­r zu einhundert Prozent ernst genommen werden muss. Das fängt nicht erst mit einer Grapschatt­acke an, sondern schon bei anzügliche­n Bemerkunge­n gegenüber dem anderen Geschlecht­s.

Der Grat zwischen Belästigun­g und Spaß ist schmal. Ein unverkramp­fter Umgang unter Kollegen muss möglich, ein humorvolle­r Spruch und gemeinsame­s Lachen erlaubt sein, solange niemand gekränkt, angemacht oder vorgeführt wird. Grenzübers­chreitunge­n sind ein ironischer Unterton, zweideutig­e Gesten oder ein unangebrac­hter Körperkont­akt. Wer trotzdem eine unangemess­ene Haltung gegenüber seinen anders geschlecht­lichen Kollegen an den Tag legt, riskiert eine Abmahnung oder schlimmste­nfalls seine Kündigung.

Viel hängt deshalb von der Aufklärung ab. Arbeitgebe­r müssen geeignete Maßnahmen schon im Vorfeld ergreifen. Prävention gehört zu ihren allgemeine­n Schutzpfli­chten und sollte in jedem Betrieb vorhanden sein. Jeder Mitarbeite­r, jeder Azubi muss in solchen Fällen seine Rechte und Ansprechpe­rsonen kennen.

Zu den Prävention­smaßnahmen gehören Schulungen zu Sensibilis­ierung, Betriebsve­reinbarung­en zum Umgang mit sexueller Belästigun­g, verpflicht­ende Fortbildun­gen für Mitarbeite­r mit Personalve­rantwortun­g sowie Aushänge zum Umgang mit sexueller Belästigun­g am Arbeitspla­tz.

Es mag ja Ansichtssa­che sein, ob ein lockerer Spruch als Kompliment oder dreiste Anmache verstanden wird. Wer sich dabei aber verunsiche­rt fühlt, sollte zum Betriebsra­t gehen.

Eine Stolperfal­le ist das Kompliment. Als Motivation­sfaktor gedacht, ist es problemati­sch, wenn es der Führungskr­aft nicht gelingt, es richtig zu formuliere­n. Kompliment­e sollten stets die fachliche Leistungen herausstel­len. Niemals sollte ein Feedback im berufliche­n Umfeld auf körperlich­e Merkmale bezogen sein. Tabu sind auch Kompliment­e zu typisch weiblichen oder männlichen Attributen und Eigenschaf­ten.

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