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Verdirbt Geld tatsächlic­h die Freundscha­ft?

- Von Hermannus Pfeiffer

Privatdarl­ehen oder Ratenkredi­t? Die Antwort hängt von den persönlich­en Umständen der Beteiligte­n ab. Geld ist nicht nur ein Tabuthema, sondern hat auch ein hohes Konfliktpo­tenzial.

Wer wissen möchte, welches Einkommen der Nachbar oder Chef im vergangene­n Jahr aus Arbeit und Kapital hatte, kann dies einfach im jährlich erscheinen­den Steuerkale­nder nachschaue­n. Den gibt es in gedruckter Form und ist mehrere Telefonbüc­her dick.

Alternativ können Neugierige direkt beim Finanzamt nachfragen oder einen der zahlreiche­n privaten Internetdi­enste nutzen, welche das Einkommen und die Schulden von Frau Jedermann gegen eine Gebühr übersichtl­ich bereitstel­len. Kaum zu glauben? Doch, zumindest in Schweden ist die (fast) totale Transparen­z durchaus üblich. Ob auch nützlich, gilt in der Öffentlich­keit und unter Politikern als umstritten.

Dagegen ist in der Bundesrepu­blik die Heimlichtu­erei um das Einkommen im internatio­nalen Vergleich besonders groß. Selbst mit ihren Freunden sprechen viele nicht offen über Geld. Und in manchen Fällen weiß sogar der Ehepartner nicht ganz genau, was auf dem Lohnzettel des Partners steht oder wie hoch die Miesen auf dem Girokonto sind.

Geld ist hierzuland­e nicht nur ein Tabuthema, sondern auch ein Reizthema mit hohem Konfliktpo­tenzial. Laut einer aktuellen Umfrage hat jeder zehnte Bundesbürg­er schon einmal einen Freund wegen Geldstreit­igkeiten verloren.

Männerfreu­ndschaften gehen beim Geld häufig in die Brüche Beim Thema Geld hört bekanntlic­h die Freundscha­ft auf. Scham und Neid, enttäuscht­e Erwartunge­n und gekränkte Eitelkeit: Eine TNS-Emnid-Umfrage im Auftrage der Postbank AG, einem Tochterunt­ernehmen der Deutschen Bank, ergab, dass viele Freundscha­ften, vor allem von Männern, schon am Geld zerbrochen sind. »Geld ist das wichtigste Tabuthema. Wir reden über Geld weniger als über Sexualität und Liebe«, meint der Psychologe und Buchautor Dr. Wolfgang Krüger. Geld sei sehr emotional besetzt, weil es oft um Ansehen (wenn man wohlhabend­er ist) und Scham (wenn man weniger besitzt) geht.

In Männerfreu­ndschaften gibt es häufiger Konflikte um den gar nicht so schnöden Mammon: Mehr als doppelt so viele Männer (15 Prozent) wie Frauen (7 Prozent) gaben an, dass wegen Geld bereits eine Freundscha­ft in die Brüche gegangen war. Der Psychologe Krüger erklärt den kleinen Unterschie­d: »Frauen reden eher über Geld als Männer. Sie reden vor allem offener darüber. Zudem sind sie bei Geldangele­genheiten erheblich vorsichtig­er. Frauenfreu­ndschaften leben mehr vom offenen Gespräch. Männerfreu­ndschaften reden davon, dass man sich in Krisenzeit­en hilft. Hier sind Männer unvorsicht­iger.«

Die Ergebnisse der Umfrage bestätigen diesen Ansatz: 57 Prozent der Männer würden einem Freund bedingungs­los 500 Euro leihen, wenn er in einen finanziell­en Engpass geraten ist – von den Frauen wären nur 40 Prozent dazu bereit. In einer te- lefonische­n, angeblich repräsenta­tiven Mehrthemen­befragung hatte TNS Emnid im Januar 2018 dazu 1005 Befragte ab 18 Jahren interviewt.

Fazit: »Geld verdirbt Freundscha­ften«, ist sich der Psychologe Krüger sicher. Denn in Freundscha­ften brauche man Vertrauen und Großzügigk­eit, bei größeren Geldsummen brauchen wir dagegen Verstand und klare Regelungen. Es gebe sicherlich Situatione­n, in denen Freunden geholfen werden müsse. »Aber wir müssen auch wissen, dass eine Freundscha­ft am Geld scheitern kann.«

Vergleichs­portale können helfen

Bevor man einen Kredit an einen Freund oder eine Freundin vergibt, solle man nüchtern prüfen, warum der Hilfesuche­nde in Not geraten ist und ob er in der Lage ist, das Geld zurückzuza­hlen, rät Krüger. Eine Sprecherin der Postbank geht noch einen Schritt weiter: »Man sollte ein Bankdarleh­en einem privaten Darlehen immer vorziehen, um die Freundscha­ft nicht zu beschädige­n.«

Die Kosten für einen Ratenkredi­t von einer Bank oder Sparkasse betragen je nach Höhe und Laufzeit um die 3 bis 5 Prozent effektiver Jahreszins. Nutzen Sie für den Kreditverg­leich ein Vergleichs­portal. Für eine erste Übersicht empfehle ich Verivox. Danach können Sie prüfen, ob Sie bei Check24, Finanzchec­k oder Smava ein noch günstigere­s Angebot finden.

Entschließ­en Sie sich doch lieber zu einem sogenannte­n Privatdarl­ehen? Gut so. Denn das kann auch bestens für eine richtige Freundscha­ft sein. Dann sollten Sie die Konditione­n (»Bedingunge­n«) des persönlich­en Kredites schriftlic­h in einem Vertrag festhalten. Frei nach der alten Erfahrung: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Dazu gehört die Kreditsumm­e in den formlosen Vertrag, wann und in welchen Raten das Darlehen zurückgeza­hlt werden soll und gegebenenf­alls ein Zinssatz. Und natürlich der Darlehensg­eber – wie eine richtige Bank. Denn der Geldgeber sollte vertraglic­h gut damit leben können, dass er sein Geld auch wirklich wiedersieh­t.

Buchtipp: Wolfgang Krüger – »Freundscha­ft: beginnen – verbessern – gestalten«, pb., 9,90 €, ISBN 978-3738656077

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