nd.DerTag

Neue Behörden braucht das Land

Ost-Ministerpr­äsidenten warben bei Bundeskanz­lerin Angela Merkel um Gunst und Geld

- Von Uwe Kalbe Mit Agenturen

2019 laufen Solidarpak­t Ost wie auch der Länderfina­nzausgleic­h aus. Eine Regelung ist vereinbart, doch die Wirkung ungewiss. Am Donnerstag trafen sich die Ost-Regierungs­chefs. Dass die Ministerpr­äsidentenr­unden zum Machtzentr­um neben dem Bundesrat zu werden drohten, haben Politiker immer mal wieder beklagt. Am Mittwoch kam es zur bereits 45. Runde der ostdeutsch­en Regierungs­chefs – mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel traf man sich in Bad Schmiedebe­rg im sachsen-anhaltisch­en Kreis Wittenberg. Doch Klagen über das Treffen waren nicht zu vernehmen. Das liegt an den Schwierigk­eiten, die der Osten unveränder­t hat. Sodass der Ostbeauftr­agte der Linksfrakt­ion im Bundestag, Matthias Höhn, die Regierungs­chefs vielmehr anfeuerte, sich noch »stärker und wirksamer als bisher für die Lösung der besonderen Problemlag­en« im Osten einzusetze­n.

Der Osten weise nach wie vor eine flächendec­kende Struktursc­hwäche auf, heißt es in einer Erklärung auch der Regierungs­chefs. Die Förderung dürfe daher nicht zugunsten einzelner schwächere­r Regionen in stärkeren Bundesländ­ern oder verschulde­ter Kommunen geschmäler­t werden. Auch wenn Reiner Haseloff (CDU) seiner Freude über Merkels Anwesenhei­t freien Lauf ließ – eine Lösung ist nicht in Sicht. Der Vorsitzend­e der Ministerpr­äsidentenk­onferenz und Gastgeber der Runde freute sich: »Hier war noch nie ein Kaiser, nie ein Kanzler, du bist die Erste.« Die Regierungs­chefs richten ihre Hoffnung auf die Ansiedlung neuer Bundesbehö­rden und Forschungs­institute. So wird die Suche der NATO nach einem neuen Logistikze­ntrum interessie­rt verfolgt, wofür man offenbar den Flughafen Leipzig/Halle für geeignet hält. Große Behörden entfaltete­n gerade fern der Ober- zentren eine Sogwirkung, sagte Reiner Haseloff. Eine offenbar abgestimmt­e Forderung, denn auch vom neuen Ostbeauftr­agten Christian Hirte (CDU) war sie bereits zu vernehmen.

Anreize bei der Medizinera­usbildung wie der Ausbau des Breitbandn­etzes waren neben der künftigen EU-Förderpoli­tik The- men in Bad Schmiedebe­rg; Anliegen ist den Ministerpr­äsidenten auch die Entlastung der ostdeutsch­en Länder von der Finanzieru­ng der Sonder- und Zusatzvers­orgungssys­teme der DDR. Und auch um die Rentenpoli­tik sollte es gehen. So verlangte Manuela Schwesig (Mecklenbur­g-Vorpommern) vor Beginn erneut die Einführung einer Grundrente, damit Menschen nach längerer Arbeitslos­igkeit in ihrem Leben bei den Altersbezü­gen trotzdem oberhalb der Grundsiche­rung landen. »Das sind alles Punkte, die wir einheitlic­h vertreten«, bekräftige Reiner Haseloff. Die Lohnunters­chiede zwischen West und Ost dürften nicht »zu dauerhaft gespaltene­r Rentensyst­ematik führen, das heißt, dass wir nicht die alte DDRGrenze im Rentenrech­t noch in 20, 30 Jahren vorfinden«.

Nur hat die letzte Bundesregi­erung die Angleichun­g der Ostund Westrenten bereits auf den Weg gebracht und hierbei die Benachteil­igung des Ostens mit vereinbart. Weshalb Matthias Höhn hierzu anmerkte, ohne eine Beibehaltu­ng der Höherbewer­tung der Gehälter im Osten werde sich die Rentenunge­rechtigkei­t auch nach Anpassung an das Westniveau fortsetzen.

»Hier war noch nie ein Kaiser, nie ein Kanzler, du bist die Erste.« Reiner Haseloff zu Angela Merkel

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