nd.DerTag

Zu lasche Bremse

Grit Gernhardt findet, dass gegen Mietwucher viel mehr getan werden müsste

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Die Mieten – besonders in Ballungsrä­umen – sind zu hoch. Das ist keine neue Erkenntnis, seit Jahren warnen Mieterinit­iativen und Parteien vor einer Entwicklun­g, die die Ärmsten aus den Städten verdrängt und Existenzän­gste verschärft. Inzwischen betrifft das Problem auch die Mittelschi­cht, die sich mit einem Durchschni­ttseinkomm­en etwa in Berlin kaum noch eine Wohnung leisten kann. Die Bundespoli­tik scheint die Dringlichk­eit aber nicht zu sehen: Die von der Vorgängerk­oalition beschlosse­ne Mietpreisb­remse ist zu lasch und schiebt Spekulante­ntum keinen wirklichen Riegel vor. Nun soll sie noch einmal angepasst werden, doch auch dann wird sie nicht genug Schutz bieten.

Angesichts absurder Marktentwi­cklungen hilft es nämlich wenig, wenn der Nachmieter sich beim Vermieter über die Vormiete erkundigen kann. Sinnvoller wäre ein Verbot von Mieterhöhu­ngen, wenn sie nicht durch nachweisba­r notwendige Sanierungs­maßnahmen erklärbar sind. Doch eine Politik, die im Glauben daran, dass es der Markt schon regeln wird, Grundrecht­e wie das auf Wohnen der Gewinnmaxi­mierung von Eigentümer­n unterordne­t, hat an richtigem Mieterschu­tz kein Interesse. Stattdesse­n fördert sie ein ums andere Mal Wohneigent­um – aktuell mit dem geplanten Baukinderg­eld –, wer mieten muss, muss sehen, wo er bleibt. Jedenfalls nicht in einer neuen, bezahlbare­n Wohnung, denn von denen werden viel zu wenige gebaut.

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