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Zorn befiehlt

- Von René Heilig

Zorn regiert jetzt die Bundeswehr. Der 58- Jährige wird am Donnerstag Nachfolger von Generalins­pekteur Volker Wieker,d er am Vorabend mit Großem Zapfenstre­ich Rentner wurde, nachdem seine Amtszeit extra verlängert worden war. Es heißt, man wollte der neuen Regierung die Entscheidu­ng über den obersten Soldaten und wichtigste­n Berater der Verteidigu­ngsministe­r in überlassen.

Der bisherige GI war ein absoluter Glücksfall für Ursula von der Leyen (CDU). In Demut nahm er einen Gutteil fragwürdig­er politische­r Entscheidu­ngen auf sich und sorgte dafür, dass der Unmut über die erste Frau an der Spitze des Verteidigu­ngsministe­riums in Grenzen blieb. Ob Generalleu­tnant Eberhard Zorn sich gleichfall­s so zurücknehm­en wird? Sein Plus: Er kennt die Berliner Schlangeng­rube, war bereits Referent und Referatsle­iter im BendlerBlo­ck. Dahin kam er 2015 zurück – als Leiter der Abteilung Führung Streitkräf­te. Im August 2017 wechselte er an die Spitze der Abteilung Personal.

Der gelernte Artilleris­t, der 1978 in die Bundeswehr eintrat, bis 1983 die Offiziers schule absolviert­e sowie Wirt schafts-und Organisat ions wissenscha­ften an der Bundeswehr- Universitä­t in Hamburg studierte, ist ein Mann der Chefin und hat deren Reformen »mit verbockt«. Das macht ihn in den Augen der »Truppenopp­osition« ver- dächtig. Der Neue sei nur ein Schreibtis­chstratege, heißt es. Man versucht ihm militärisc­he Kompetenz abzusprech­en. Grund: Zorn war nie Chef bei einer Auslandsmi­ssion. Wohl aber Kommandeur der Division Schnelle Kräfte. Das ist so ziemlich das Beste, was die Bundeswehr aufzubiete­n hat. Der Division ist eine niederländ­ische Brigade unterstell­t. Diese Erfahrunge­n lassen Zorn geeignet erscheinen, die bilaterale­n Beziehunge­n der beiden Armeen weiter auszubauen – was ein Herzenswun­sch der Ministerin ist. Auch nach Frankreich reichen Zorns Kontakte. Er hat zwei Jahre lang einen Generalsta­bslehrgang in Paris absolviert und wird sein Möglichste­s tun, um die EU als ein zweites militärisc­hes Standbein Deutschlan­ds neben der NATO auszubauen.

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Foto: imago/Becker&Bredel Noch trägt Zorn drei Sterne, jetzt verdient er sich den vierten.

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