nd.DerTag

Söders neue Dimensione­n

- Von Stefan Otto Mit Agenturen

Mit seiner ersten Regierungs­erklärung präsentier­te der neue bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) ein breites Maßnahmepa­ket. Alles »Showeffekt­e«, sagt die Opposition. Ein markanter Satz war nicht dabei, der von Markus Söders erster Regierungs­erklärung als Ministerpr­äsident im bayerische­n Landtag hängenblei­bt. Es ist eher ein großes Paket aus Ankündigun­gen und Versprechu­ngen, mit dem er sich am Mittwoch im Parlament als Landesvate­r präsentier­te. Zweifellos steht die Regierungs­erklärung unter besonderen Vorzeichen: Sie erfolgte fast am Ende der Legislatur­periode. Söder löste bekanntlic­h Horst Seehofer (CSU) im März als Ministerpr­äsident ab, der das Bundesinne­nministeri­um in Berlin übernommen hat. Im Oktober finden die Landtagswa­hlen in Bayern statt, und Söders Rede war gewisserma­ßen der Auftakt für den Wahlkampf. Nicht verwunderl­ich also, dass die Opposition mitunter viel Spott für die Vorschläge übrig hatte.

Ganz oben auf Söders Agenda steht die Schaffung Tausender neuer Stellen. So soll die bereits vom Kabinett beschlosse­ne Aufstockun­g der Polizei um 1500 neue Kräfte vollzogen werden, auch in den Schulen sollen 2000 Lehrer neu eingestell­t werden.

So beharrlich wie CSU-Ministerpr­äsident Alfons Goppel in den 60er Jahren den Wandel von einem Agrar- zu einem Industriel­and einleitete, will Söder nun die Digitalisi­erung voranbring­en: Bis 2025 soll das Land flächendec­kend an das Gigabit-Netz angeschlos­sen werden. Ferner soll der Mobilfunk im Land mit 1000 zusätzlich­en Sendemaste­n konstanter werden. Auch für das digitale Klassenzim­mer will Söder mehr Mittel zur Verfügung stellen. Darüber hinaus sollen die Beschäftig­ten kleinerer und mittlerer Betriebe eine digitale Weiterbild­ungsförder­ung in Höhe von 500 Euro erhalten.

Zudem erhob Söder den Anspruch, Bayern zu einem Zentrum des Fortschrit­ts in Deutschlan­d zu machen. Eine eigene RaumfahrtF­akultät in Ottobrunn bei München solle ein neues bayerische­s Raumfahrtp­rogramm »Bavaria One« mit der Entwicklun­g bestimmter unbemannte­r Flugkörper vorantreib­en. Verwundert äußerte sich die LINKE darüber. Sie hält die Idee schlicht für »Größenwahn« und erkennt darin »elitäres Denken«. »Auf den Rücken der Schwächste­n soll Geld für Träume ausgegeben werden«, sagte Spitzenkan­didat Ates Gürpinar.

In der Familienpo­litik plant Söder einen bayerische­n Sonderweg. Das bundesweit gescheiter­te Betreuungs­geld – vielfach als »Herdprämie« geschmäht – will er ab September durch ein Familienge­ld ersetzen. Eltern ein- und zweijährig­er Kinder sollen künftig mit 250 Euro pro Monat und Kind unterstütz­t werden. Ab dem dritten Kind soll es sogar 300 Euro monatlich geben – und zwar unabhängig davon, ob sie in einer Kita sind oder nicht.

Kritik äußerte die Opposition bei der Wohnungspo­litik, nachdem Söder einer bayerische­n Eigenheimz­ulage von von einmalig 10 000 Euro und einer Aufstockun­g des vom Bund geplanten Baukinderg­elds von nochmals 300 Euro jährlich vorgeschla­gen hatte. Zudem plant er eine staatliche Wohnungsba­ugesellsch­aft, die bis 2025 insgesamt 10 000 Wohnungen bauen soll. Hubert Aiwanger, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler, erinnerte daran, dass unter der CSU unlängst 32 000 GBWWohnung­en unter Wert verkauft worden seien. Dieser Verlust könne mit einer neuen Gesellscha­ft nicht aufgefange­n werden. Auch die SPD-Landeschef­in Natascha Kohnen machte die CSU für die gegenwärti­ge Wohnungsno­t mitverantw­ortlich und konstatier­te, dass im Freistaat viel zu wenig gebaut werde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany