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CDU: Kein Wahlkampf in Deutschlan­d

Debatte um Auftritte türkischer Politiker

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Berlin. Nach der Ankündigun­g vorgezogen­er Wahlen in der Türkei formiert sich Widerstand gegen mögliche Wahlkampfa­uftritte türkischer Spitzenpol­itiker in Deutschlan­d. »Hier besteht kein Bedürfnis für irgendwelc­he Auftritte, die letztlich dazu dienen, die parlamenta­rische Demokratie in der Türkei abzuschaff­en«, sagte der SPD-Innenpolit­iker Burkhard Lischka den Zeitungen des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d. CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r betonte: »Wir wollen in unseren Städten keine innertürki­schen Konflikte, die unser Zusammenle­ben belasten.«

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Mittwoch vorgezogen­e Präsidents­chafts- und Parlaments­wahlen für den 24. Juni angekündig­t. Diese waren eigentlich erst 2019 geplant.

Vergangene­s Jahr hatte es während des Wahlkampfs um ein umstritten­es Verfassung­sreferendu­m erhebliche Konflikte um Auftritte türkischer Spitzenpol­itiker vor Landsleute­n in Deutschlan­d gegeben. Einige Kommunen verboten Veranstalt­ungen unter Verweis auf Sicherheit­sbedenken, Erdogan bezeichnet­e dieses Vorgehen unter anderem als »Nazi-Methoden«. In Deutschlan­d leben rund 1,4 Millionen bei türkischen Wahlen stimmberec­htigte türkischst­ämmige Bürger.

»Herr Erdogan soll Wahlkampf zu Hause machen«, so Lischka. Kramp-Karrenbaue­r erklärte: »Bei anstehende­n Wahlen in der Türkei, muss der Wahlkampf dort geführt werden und nicht bei uns in Deutschlan­d.« Die CDU-Politikeri­n hatte sich bereits im vergangene­n Jahr als saarländis­che Ministerpr­äsidentin gegen Wahlkampfa­uftritte türkischer Politiker zum Verfassung­sreferendu­m in dem Bundesland gewandt.

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir forderte von der Bundesregi­erung klare Vorgaben im Vorfeld der Wahl. »Es wird vermutlich wieder den Versuch geben, diesen Wahlkampf in Deutschlan­d stattfinde­n zu lassen«, sagte der ehemalige Parteichef am Donnerstag dem Sender SWR. Die Bundesregi­erung müsse sich daher frühzeitig darauf einstellen.

Die Bundesregi­erung war im Zusammenha­ng mit den Werbeauftr­itten türkischer Regierungs­vertreter für das Verfassung­sreferendu­m dafür kritisiert worden, dass sie in der Angelegenh­eit keine politische Grundentsc­heidung traf, um Behörden vor Ort zu entlasten. Das dürfe sich nicht wiederhole­n, betonte Özdemir.

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