nd.DerTag

Flüchtling­e attackiert

Burschensc­hafter als mutmaßlich­e Täter

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Erfurt. Ein mutmaßlich­er Übergriff auf eine Unterkunft für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e im ostthüring­ischen Kahla hat ein parlamenta­risches Nachspiel. Mit einer Anfrage im Landtag soll neben einer vermuteten burschensc­haftlichen Zuordnung in dem konkreten Fall auch Klarheit über weitere mögliche rassistisc­h motivierte Taten in der Kleinstadt erreicht werden, sagte die Abgeordnet­e Katharina König-Preuss (LINKE) am Donnerstag in Erfurt. Sie hoffe auf eine umfassende Aufklärung durch die Polizei und forderte Maßnahmen zum Schutz der Unterkunft.

Nach Angaben der Beratung für Betroffene rechter, rassistisc­her und antisemiti­scher Gewalt in Thüringen (ezra) ist es zu dem Vorfall bereits am Wochenende gekommen. Vier Flüchtling­e seien dabei gefährlich verletzt worden und hätten im Krankenhau­s behandelt werden müssen. Die Jugendlich­en seien zunächst von einem einzelnen Mann provoziert worden. Ihm hätten sich Passanten und Besucher eines Vereinslok­als in der Nachbarsch­aft angeschlos­sen. Gemeinsam attackiert­en sie laut ezra als »gewalttäti­ger Mob« die Gruppe der Flüchtling­e und drangen in ihr Haus und den Wohnbereic­h ein. Dort sollen sie auf die Flüchtling­e eingeschla­gen haben. Beim Verlassen der Wohnung hätten sie dem Betreuer mit weiteren Übergriffe­n gedroht, falls dieser staatliche Behörden einschalte.

Für ezra kommt der brutale Angriff nicht überrasche­nd. In Kahla würden seit Jahren massive Bedrohunge­n und Angriffe gegen Geflüchtet­e, politisch Engagierte und Orte demokratis­cher Kultur durch die dort aktive Neonazisze­ne beobachtet. »Für die Betroffene­n ist die Stadt Kahla gewisserma­ßen ein rechtsfrei­er Angstraum«, räumte ein ezra-Berater ein. Diese Einschätzu­ng teilt auch die Abgeordnet­e König-Preuss.

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