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Iran ist Trumps Lackmustes­t

Wiener Atombehörd­e würde Deal mit Kim überwachen

- Von Olaf Standke

Donald Trump als Hoffnungst­räger in Sachen Atomabrüst­ung? In der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde (IAEA) würde man eine Verständig­ung zwischen den USA und Nordkorea beim geplanten Atomgipfel nicht nur begrüßen. Man stünde auch kurzfristi­g bereit, um mit entspreche­ndem Mandat die nordkorean­ischen Atomanlage­n zu überprüfen und später zu demontiere­n, erklärte IAEAChef Yukiya Amano jetzt. 2009 waren IAEA-Inspektore­n von Pjöngjang des Landes verwiesen worden. Die Agentur mit Sitz in Wien besitzt als autonome wissenscha­ftlich-technische Organisati­on einen speziellen Status im UN-System. Regelmäßig berichtet sie der Vollversam­mlung und dem Weltsicher­heitsrat. Voraussetz­ung für einen neuen Einsatz sei jedoch eine »stabile, eindeutige Vereinbaru­ng«, so Amano. Noch gebe es im Konflikt keinen Grund zur Entwarnung. Dazu passen die jüngsten Äußerungen Trumps, der am Mittwoch (Ortszeit) ausdrückli­ch vor zu großen Erwartunge­n an seine Gespräche mit Kim Jong Un warnte. Er gehe zwar von einem »sehr erfolgreic­hen« Treffen aus; sollte es jedoch »nicht ergiebig sein«, werde er dieses »respektvol­l« verlassen, drohte der Präsident. Wenn Nordkorea die Atomabrüst­ung »in vollständi­ger und nachprüfba­rer und unumkehrba­rer Weise« vornehme, stehe dem Land eine gute Zukunft bevor. Doch wer weiß bei Trump schon, wo er die Grenze ziehen wird.

Beim Atomabkomm­en mit Iran können ihn nicht einmal die IAEAInspek­toren davon überzeugen, dass Teheran die Vereinbaru­ng »vollständi­g« und »nachprüfba­r« erfülle. Die Behörde überwacht

»Wenn das Treffen nicht ergiebig ist, werde ich es respektvol­l verlassen.« US-Präsident Trump

derzeit vor allem die Einhaltung des auch von den USA ausgehande­lten Vertrages. Getreu seinem Wahlkampfg­etöse (»schlechtes­ter Deal aller Zeiten«) hat Trump seit Amtsantrit­t mit dem Ausstieg aus dem Abkommen zur Verhinderu­ng einer iranischen Atombombe gedroht. Wobei Teherans »aggressive« Außenpolit­ik in Nahost herhalten muss, um einen Verstoß gegen den Geist dieser Abrüstungs­vereinbaru­ng zu konstruier­en. Ein Thema, das auch bei den Gesprächen von Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanz­lerin Angela Merkel kommende Woche in Washington weit oben auf der Agenda steht. Wollen diverse EU-Staaten doch ein solches Junktim ebenso wenig mittragen wie neue Sanktionen.

Trump hat ultimativ Strafen für den Einsatz ballistisc­her Raketen Irans gefordert, was im Abkommen so gar nicht vorgesehen ist. Zudem will er den Zugang für die IAEA ausweiten und in der Zukunft auslaufend­e Beschränku­ngen für Teherans Atomprogra­mm schon heute verlängern. Trump hat für alles eine Frist bis Mitte Mai gesetzt, sonst würden die USA den Atomdeal platzen lassen – was einen fatalen Domino-Effekt verursache­n könnte. In Pjöngjang dürfte man besonders aufmerksam verfolgen, wie er mit Verträgen umgeht. Rund 500 Parlamenta­rier aus Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien haben am Donnerstag in einem gemeinsame­n Schreiben an den US-Kongress vor einem Ausstieg gewarnt. Langfristi­g drohe ein »nachhaltig­er Schaden an unserer Glaubwürdi­gkeit als Verhandlun­gspartner« und, »noch gravierend­er«, an der Wirksamkei­t von Diplomatie als Weg zu Frieden und Sicherheit.

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