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Die Rache am Berghain

- Marie Frank über den Antrag einer Politikeri­n auf AfD-Ticket Foto: nd/Anja Märtin

Sibylle Schmidt ist wohl einmal zu oft nicht ins Berghain reingekomm­en. Andere würden nach einer Abfuhr an »der härtesten Tür Deutschlan­ds« einfach nach Hause gehen oder ihren Ärger an den Türstehern rauslassen.

Nicht so die vom Punk zur Bezirksver­ordneten gewandelte Schmidt, die als Parteilose über eine AfD-Liste gewählt wurde. Mit ihrer Konvertier­ung ins rechte Lager hat die ehemalige Club-Besitzerin sich wohl endgültig von ihrer Vergangenh­eit losgesagt: In den 90er Jahren selbst Betreiberi­n eines Berliner Tanzlokals, das ohne Schankgene­hmigung illegal als Club fungierte und sich auch von einer Schließung durch das Bauamt nicht vom Feiern abhalten ließ, will Schmidt als geläuterte und nunmehr gesetzestr­eue Bürgerin Ordnung in der Clublandsc­haft schaffen.

Ihr erster Gegner: das Berghain. Dem wohl berühmtest­en Techno-Club der Welt müsse die gewerberec­htliche Erlaubnis entzogen werden, fordert Schmidt in einem Antrag an die Bezirksver­ordnetenve­rsammlung Friedrichs­hain-Kreuzberg. Die ehemalige SPD-Funktionär­in fungiert inzwischen als stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der AfD in der Bezirksver­ordnetenve­rsammlung. Ihre Begründung ist dabei so skurril wie ihre Vergangenh­eit schizophre­n: Um einen »drogenfrei­en Besuch unter Berücksich­tigung eines natürliche­n Biorhythmu­s zu ermögliche­n«, sollen nachfolgen­den Betreibern Öffnungsze­iten von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens auferlegt werden. Doch nicht nur die »wach haltenden Substanzen« sind der neuen Lawand-Order-Schmidt ein Dorn im Auge: Auch die Darkrooms sollen durch entspreche­nde Beleuchtun­g sexfrei gehalten werden.

Vielleicht hätte es der ehemaligen Punkette im Berghain sogar gefallen, wäre sie nicht zuvor »durch unintellig­ente, unansehnli­che Wichtigtue­r selektiert« worden. Möglicherw­eise will die gelernte Betriebswi­rtin aber auch nur unliebsame Konkurrenz loswerden. Nachdem die Berliner AfD am Donnerstag den Antrag nach viel Ärger und Spott zurückzog, braucht Schmidt in naher Zukunft vielleicht ein anderes Betätigung­sfeld.

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