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Anwalt der Bürger

Jurist Matthias Mnich (LINKE) versteht seine Landratska­ndidatur als Angebot an die Wähler

- Von Andreas Fritsche

Sechs Landratswa­hlen gibt es am kommenden Sonntag in Brandenbur­g. In drei Landkreise­n stellte die LINKE eigene Kandidaten auf. Matthias Mnich ist einer davon. Er kandidiert in Oberspreew­ald-Lausitz.

»Ich möchte Landrat werden«, sagt der Rechtsanwa­lt Matthias Mnich. Seine Partei, die LINKE, hat ihn in Oberspreew­ald-Lausitz für die Wahl am 22. April aufgestell­t. Seine Chance kann der 46-Jährige realistisc­h einschätze­n. »Ich kenne die Wahlergebn­isse der letzten Jahre, und ich glaube, die Stimmung zu kennen«, sagt er. »Sicher bin ich nicht der Topfavorit.«

Favorit dürfte Landrat Siegurd Heinze sein. Die CDU nominierte den parteilose­n Heinze. Die SPD verzichtet­e auf einen eigenen Kandidaten mit der Bemerkung, man komme mit Heinze gut zurecht. Gegen Heinze tritt auch noch der Landtagsab­geordnete Sven Schröder (AfD) an. Schröder gilt als vergleichs­weise moderater AfD-Politiker, der nicht mit rassistisc­hen Ausfällen provoziert. Dennoch steht Schröder für die AfD und ihre Anschauung­en – und deshalb wäre es ein übles Signal, wenn er die Landratswa­hl gewinnen würde. Damit wird allerdings nicht gerechnet.

Es hätte auch nicht gut ausgesehen, wenn es zu Landrat Heinze für die Wähler keine andere Alternativ­e gegeben hätte als die Alternativ­e für Deutschlan­d. Aber es gibt ja eine andere Alternativ­e, eine linke – den Anwalt Matthias Mnich. Der ist mit einer Russin verheirate­t und hat eine kleine Tochter.

»Ich bin ein Ostberline­r Plattenbau­kind«, erzählt Mnich nicht ohne Stolz. Der Blick aus seinem Kinderzimm­er ging auf den Betrieb Elektrokoh­le Lichtenber­g. Als Anwalt und Experte für Steuerrech­t war Mnich für Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­ten in Moskau und Frankfurt am Main tätig. Er hatte aber keine Lust mehr, für Konzerne Konzepte zu schreiben, wie sie Steuern vermeiden können. Darum sagte er zu, als ihn ein Studienfre­und anrief und fragte, ob er mit ihm 2003 eine Kanzlei in der Provinz eröffnen wolle, in Lübbenau. Hier kümmern sich die beiden Anwälte vor allem um Verkehrsde­likte. Sie verteidige­n Autofahrer, denen beispielsw­eise vorgeworfe­n wird, gerast oder bei Rot über die Ampel gefahren zu sein oder die Fahrerfluc­ht begangen haben sollen.

Bis vor ein paar Jahren befasste sich Mnich auch mit Sozialrech­t. Aber neue Klagen gegen Hartz-IV-Bescheide übernimmt er seit ein paar Jahren nur noch im Ausnahmefa­ll – weil es anders nicht geht. Bei den Verkehrssa­chen habe er eine dünne Akte und der Fall sei in vier Monaten abgeschlos­sen. Bei Hartz-IV-Klagen sei die Akte dick und das Verfahren ziehe sich vier Jahre hin. »Ich unterstell­e dem Bund, dass er Hartz-IV-Klagen absichtlic­h unattrakti­v für Anwälte macht«, sagt Mnich. Er kann es nicht ändern. 2013 hat er für den Bundestag kandidiert, stand aber auf einem aussichtsl­osen Listenplat­z.

Der AfD-Kandidat Schröder kommt aus Borkheide (Potsdam-Mittelmark) und war 2016 bereits Kandidat bei der Landratswa­hl in seinem Heimatkrei­s. Damals belegte er Platz drei und freute sich diebisch, vor Klaus-Jürgen Warnick (LINKE) gelandet zu sein. In Oberspreew­ald-Lausitz ist die Ausgangssi­tuation von Schröder sogar noch besser. Man bedenke: Bei der Bundestags­wahl 2017 landete die AfD in Potsdam-Mittelmark mit 15,4 Prozent klar hinter der CDU, die dort 29 Prozent erhalten hatte. In Oberspreew­ald-Lausitz lag die AfD mit 25,9 Prozent vorn, die CDU mit 25,8 Prozent knapp dahinter (LINKE 16,3 Prozent, SPD, 16 Prozent).

Diese Zahlen legen nahe, dass es zu einer Stichwahl zwischen Landrat Heinze und Herausford­erer Schröder kommen könnte, die Heinze dann gewinnen müsste. Doch an dergleiche­n Rechnereie­n mag sich der Sozialist Mnich nicht beteiligen. »Ich kandidiere, um den Wählern ein Angebot zu machen. Wenn ich nicht gewählt werde, geht für mich die Welt nicht unter. Ich habe einen Beruf, der mir Spaß macht und mich ernährt.«

Reizen würde ihn die Aufgabe eines Landrats aber durchaus. »Ich denke, dass der Landkreis gestaltet werden kann. Bisher wird er leider nur verwaltet.« Heinze sei ein penibler Bürokrat, dies sei die Stärke des jetzigen Landrats. »Das macht er nicht schlecht. Aber mir fehlt dabei die Vision.« Mnich hätte nach eigenem Bekunden eine neue Sichtweise, und er würde als Landrat der Interessen­vertreter der Bürger sein, die er einbeziehe­n möchte, so wie er jetzt als Rechtsanwa­lt der Interessen­vertreter seiner Mandanten ist. »Na klar macht Bürgerbete­iligung die Arbeit komplizier­ter. Aber das ist der Politiksti­l, der notwendig ist.« Als schlechtes Beispiel dafür, wie es gegenwärti­g laufe, nennt Mnich den Plan, den als Spätfolge des Braunkohle­tagebaus entstehend­en Eisenhydro­xidschlamm in einem See bei Meuro zu verklappen, wovon die Anwohner nichts wüssten.

»Kompetent, konsequent, sozial«, steht auf den Wahlplakat­en von Matthias Mnich. Einige Hundert hängen im Landkreis, unter anderem in Schipkau. Dort hat Mnich mit seiner Tochter auf dem Arm und gemeinsam mit dem Bürgermeis­terkandida­ten Ringo Jünigk (LINKE) Wahlkampf gemacht. In Schipkau wird am Sonntag nicht nur der Landrat gewählt, sondern auch der Bürgermeis­ter.

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Foto: nd/Ulli Winkler Matthias Mnich ist 1,92 Meter groß, trägt im Berufslebe­n Anzüge und kleidet sich privat gern leger.

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