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Ja oder Nein zu Pflegekamm­er

- Von Wilfried Neiße dialog-pflegekamm­er.de

Das Gesundheit­sministeri­um startet eine Umfrage unter Pflegefach­kräften, ob sie die Bildung einer Pflegekamm­er für sinnvoll halten.

Unter der Regie des Gesundheit­sministeri­ums startet dieser Tage eine Umfrage unter Pflegefach­kräften. Die Angesproch­enen sollen sich zu der Frage äußern, ob in Brandenbur­g eine Pflegekamm­er gegründet werden sollte. Dass eine solche Kammer einen Beitrag zur Beseitigun­g des Pflegenots­tandes darstellt, ist indessen völlig ungewiss.

Rund 2000 Beschäftig­te im Pflegebere­ich sollen zu Für und Wider der Kammergrün­dung befragt werden, sagte Gesundheit­sministeri­n Diana Golze (LINKE) am Donnerstag bei der Vorstellun­g des geplanten Dialogs über eine Pflegekamm­er. Ausdrückli­ch erklärte Golze, »neutral informiere­n« zu wollen und keine Vorgabe zu machen, ob die Kammer aus Sicht des Ministeriu­ms sinnvoll wäre. Es gebe Argumente für eine Kammer, sagte Golze und verwies auf die Möglichkei­t, damit eine Lobby zu schaffen. Zu den Argumenten, die möglicherw­eise dagegen sprechen, zählte sie die dann obligatori­sche Mitgliedsc­haft, die eine Beitragspf­licht beinhalte. Eine Pflegekamm­er ersetze im Übrigen keine Gewerkscha­ft, sie führe auch keine Tarifverha­ndlungen. Aus Sicht des einen oder anderen würden vielleicht Erwartunge­n geweckt, die unerfüllba­r seien.

Befragt werden sollen Pflegefach­kräfte und Auszubilde­nde. Die Interviewp­artner werden ausgewählt. Man kann sich aber auch darum bewerben, bei der Umfrage mitzumache­n. Mit der Auswertung der Ergebnisse könnte im Herbst die Grundlage eine Entscheidu­ngsgrundla­ge vorliegen wie der Landtag sich das gewünscht hatte.

In mehreren Bundesländ­ern hat es in der Vergangenh­eit schon solche Umfragen gegeben. Mit Ausnahme von Hamburg sprach sich überall eine Mehrheit für eine Pflegekamm­er aus. Vollzogen ist die Gründung in Rheinland-Pfalz, wo 2016 eine Pflegekamm­er an den Start ging. Mitglieder, die zwischen 2500 und 4500 Euro verdienen, zahlen dort monatlich einheitlic­h zehn Euro Beitrag, bei geringerem beziehungs­weise höherem Einkommen ist gestaffelt mehr oder weniger Beitrag zu entrichten. Mecklenbur­g-Vorpommern und Berlin haben sich trotz positiven Abstimmung­svotums gegen eine Pflegekamm­er entschiede­n. Niedersach­sen und Schleswig-Holstein wollen im laufenden Jahr eine Pflegekamm­er aus der Taufe heben.

In Brandenbur­g werden derzeit rund 50 000 Menschen gepflegt. Die Zahl wird in Zukunft stark steigen. Rund 1500 Ausbildung­splätze in der Branche sind im Moment nicht besetzt. Seit Jahren klagen Pflegeheim­e und Pflegedien­ste über Personalma­ngel. Die Arbeit ist schwer und wird schlecht bezahlt. Sowohl die gute Bezahlung als auch der Schutz der Pflegebedü­rftigen vor finanziell­er Überforder­ung seien wichtig, findet Ministerin Golze. Brandenbur­g habe dazu eine Bundesrats­initiative gestartet, erinnerte sie.

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