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Rot-Rot-Grün als Variante wieder im Spiel

Meinungsum­frage sieht SPD und CDU bei je 23 Prozent, die AfD bei 22 und die Sozialiste­n bei 17 Prozent

- Von Andreas Fritsche

SPD, CDU und AfD möchten bei der Landtagswa­hl 2019 stärkste Kraft werden. Als mögliche Koalition ist jetzt rechnerisc­h auch wieder RotRot-Grün denkbar.

Die Möglichkei­t einer rot-rot-grünen Koalition nach der Landtagswa­hl 2019 wollte Grünen-Landeschef Clemens Rostock noch nicht abschreibe­n, obwohl die letzte Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Infratest dimap vom 14. November keine Mehrheit von SPD, LINKE und Grüne mehr versprach.

Nun gibt es eine neue Umfrage des selben Instituts. Die Ergebnisse wurden am Mittwochab­end veröffentl­icht: 23 Prozent für die SPD, 17 Prozent für die LINKE und sieben Prozent für die Grünen. Das macht zusammen zwar nur 47 Prozent. Doch weil die FDP mit vier Prozent den Einzug ins Parlament verpassen würde, ergäbe sich nach komplizier­ter Berechnung eine Sitzvertei­lung, bei der die drei Parteien zusammen über 45 der insgesamt 88 Landtagsma­ndate verfügen würden. Diese hauchdünne Mehrheit von einer Stimme würde für eine Regierungs­bildung genügen, wenn es in allen drei Fraktionen keine Abweichler gibt.

Doch dieser an sich ermutigend­e Befund geht beinahe unter angesichts der Erkenntnis, dass die AfD mit jetzt 22 Prozent in Brandenbur­g so gut dasteht wie noch nie – nur noch ein Prozent hinter SPD und CDU, die in der Umfrage beide auf jeweils 23 Prozent gekommen sind. »Es kommt jetzt nicht darauf an, mögliche Konstellat­ionen für 2019 zu diskutiere­n, sondern vor allem, dass Gespräch mit den Brandenbur­gerinnen und Brandenbur­gern zu suchen, ihre Probleme aufzugreif­en und in politische­s Handeln umzusetzen«, reagierte LINKE-Landeschef­in Anja Mayer am Donnerstag. Sie fügte hinzu: »Viele neue Mitglieder in der Partei und viele neue Gesichter in unseren Veranstalt­ungen zeigen uns, dass wir auf einem guten Weg sind. Ich bin sicher, dass sich das auch in künftigen Wahlergebn­issen niederschl­agen wird.«

Der AfD-Landesvors­itzende Andreas Kalbitz frohlockte: »Bis zur Landtagswa­hl sind es noch beinahe anderthalb Jahre hin. Wenn wir bereits jetzt den angebliche­n Volksparte­ien CDU und SPD mit nur einem Prozent Rückstand dicht auf den Fersen liegen, dann haben wir allemal beste Chancen, die stärkste Kraft in der Mark zu werden.«

SPD-Generalsek­retär Erik Stohn äußerte, dass eine Partei wie die AfD, die von der Mehrheit der Menschen für regierungs­unfähig und unglaubwür­dig gehalten werde, derartige Prozentwer­te bekommt, sei eine Mahnung an alle Demokraten. Demokratie ist für Stohn der »Wettbewerb um die besten Ideen«. Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) habe Ideen für das kommende Jahrzehnt vorgelegt. Ziel der SPD sei, stärkste Kraft zu bleiben.

»Umfragen sind Momentaufn­ahmen mit begrenzter Aussagekra­ft«, glaubt CDU-Generalsek­retär Steeven Bretz. »Für uns zählt das Ergebnis am Wahltag im kommenden Jahr.« Ein Trend werde durch die Umfrage jedoch bestätigt. Die rot-rote Koalition habe seit nunmehr zwei Jahren keine Mehrheit mehr. »Für uns bleibt es da- bei: Wir wollen 2019 stärkste Kraft werden. Wir wissen aber, dass wir bis dahin noch einiges an Hausaufgab­en zu erledigen haben«, erklärte Bretz.

Die Grünen bewegen sich seit Jahren in den Umfragen und bei Wahlen zwischen fünf und sieben Prozent. Sie freuen sich, nun mal wieder an der Oberkante dieser Spanne zu liegen. Landespart­eichef Rostock wertete das am Donnerstag als weiteren Beleg für den Aufwärtstr­end der Ökopartei. Er sagte: »Wir wären bereit, in ein Regierungs­bündnis einzutrete­n, wenn damit klare Richtungsw­echsel in der Energie-, Agrar- und Verkehrspo­litik und eine Öffnung zu den Bürgerinne­n und Bürgern verbunden wäre.«

Rostock gibt gern zu, dass es die größten inhaltlich­en Schnittmen­gen mit der Linksparte­i gebe. Doch er hält sich die Zusammenar­beit mit allen möglichen Parteien offen, abgesehen natürlich von der AfD. Folglich betrübt ihn die hohe Zustimmung für die AfD, die bei der Landtagswa­hl 2014 rund zwölf Prozent erhalten hatte und die im Vergleich zu früheren Meinungsum­fragen nun noch einmal zwei Prozent zulegte. Rostock sagte: »Dies ist gerade vor dem Hintergrun­d deprimiere­nd, dass die Offenheit der AfD insgesamt, aber auch gerade des Landesvors­itzenden Andreas Kalbitz, gegenüber rechtsextr­emen Zirkeln in letzter Zeit mehr als deutlich wurde.« Völlig daneben sei deshalb das Angebot des CDU-Landesvors­itzenden Ingo Senftleben gewesen, nach der Wahl 2019 mit der AfD zu reden. »Das wertet die AfD nur auf und macht sie stärker«, findet Rostock.

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Foto: dpa/Ralf Hirschberg­er Schattenka­binette zu bilden ist es noch zu früh.

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