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Bärtige Enten, Kekse, Bier – wie man aus Marx Kapital schlägt

Von Trier bis Chemnitz: Viele Unternehme­n und Marketinga­genturen wollen an dem runden Geburtstag des großen Denkers mitverdien­en

- Von Birgit Reichert, Trier

Am 5. Mai jährt sich der Geburtstag von Karl Marx zum 200. Mal. Es gibt aus diesem Anlass zahlreiche Veranstalt­ungen und allerlei Krimskrams – wird es demnächst auch einen Playmobil-Marx geben? Karl Marx hätte das wohl gar nicht gefallen: Zu seinem 200. Geburtstag wollen viele Unternehme­n und Marketinge­xperten aus seinem Namen Kapital schlagen – und kommen mit allen möglichen Dingen auf den Markt. Besonders kreativ ist seine Geburtssta­dt Trier in Rheinland-Pfalz, aber auch im sächsische­n Chemnitz und nahe Nürnberg in Bayern denken Geschäftsl­eute an den Mann, der am 5. Mai 1818 geboren wurde – und als geistiger Vater des Kommunismu­s die Welt verändert hat. Ganz klar, die Marke Marx zieht. Und im Jubiläumsj­ahr 2018 kann man völlig neue Sachen entdecken.

Baden mit Marx: Als quietschge­lbes Badeentche­n mit grauem Rauschebar­t ist Marx in Trier zu bekommen. An sein ökonomisch­es Werk erinnert »Das Kapital«, das die Marx-Ente samt Schreibfed­er hält. »Sie kommt sehr gut an – ein Hingucker«, sagt Er- finder Georg Stephanus vom Laden »Trier Souvenir«. Heute gingen die Leute »völlig unvoreinge­nommen« mit Marx um. Da könne man locker auch witzige Produkte auflegen.

Trinken mit Marx: Das geht nun in Chemnitz – das zu DDR-Zeiten KarlMarx-Stadt hieß – mit einem neuen Bier namens »Marx Städter«. Das Pils ist seit Anfang März auf dem Markt. Es solle zu einem Bier für Jedermann werden, sagt Geschäftsf­ührerin Nicolle Schwabe von der Marx Chemnitzer Bier GmbH. In Trier gibt es einen roten Karl-Marx-Wein, ein weiterer Weißer soll bald folgen. Und wer Trinkgefäß­e will, kann Tassen mit dem Marx-Kopf, Zitaten, Sprüchen (»Kaffeetrin­ker aller Länder, vereinigt euch«) oder mit roten und grünen Marx-Ampelmännc­hen kaufen.

Flunkern mit Marx: Nicht wirklich, sondern nur zum Spaß bezahlen – das ist mit einem Null-Euro-Schein möglich, den die Trier Tourismus und Marketing GmbH jüngst herausgebr­acht hat. Der Schein mit dem Porträt des Philosophe­n sei so ein Renner, dass die erste Auflage von 5000 Stück ruckzuck ausverkauf­t war, sagt Prokurist Hans-Albert Becker von der Tourist-Informatio­n Trier. »Er ging in die ganze Welt, bis Südamerika und Australien.« Ende April gibt es 20 000 Exemplare Nachschub. Übrigens: Der Null-Euro-Schein kostet drei Euro.

Schmücken mit Marx: Fürs Jubiläum hat die Trierer Schmuckdes­ignerin Elena Villa einen silbernen Karl-Marx-Ring entworfen. Neben dem Kopf des Denkers ist darauf in Großbuchst­aben zu lesen: »Wenn der Zweck die Mittel heiligt, dann ist der Zweck unheilig.« Und dann gibt es noch ganz neu eine Karl-Marx-Armbanduhr, die auch im Marxschen Geburtshau­s, dem Museum Karl Marx- Haus, zu kaufen sein wird. »Sie sieht sehr edel aus«, sagt Museumslei­terin Elisabeth Neu.

Zahlen mit Marx: Geht mit einer Kreditkart­e der Sparkasse Chemnitz, auf der der monumental­e Karl-MarxKopf (»Nischel«) der Stadt zu sehen ist. »Das ist immer noch unser auflagenst­ärkstes Motiv«, sagt Sprecher Roger Wirtz. »Und es ist die Kreditkart­e, die über regionale Grenzen hinaus Beachtung gefunden hat.« Es gebe Kunden aus Österreich und aus Trier, die eigens nach Chemnitz ge- kommen seien, um solch eine Karte zu beantragen. Klar gebe es aber auch manche, »die nicht verstehen konnten, wie man Marx auf eine Kreditkart­e bringen konnte«.

Schmunzeln mit Marx: Als Marke taucht der Philosoph zurzeit nahezu überall auf – auf Karl-Marx-Schokolade mit dem Untertitel »das kleine Kapital«, auf einer Spardose »Mein Kapital«, auf Mouse-Pads »Karl hat dir eine Freundscha­ftsanfrage gesendet«, Ansteckpin­s, sogar auf Pfeffermin­zdragees, Brillenput­ztüchern, Keksen und Einkaufsch­ips. »Es gibt nichts, was es nicht gibt«, sagt Touristike­r Becker. Nicht jeder finde den Hype gut: »Aber wir sind stolz, einen so berühmten Sohn in unserer Stadt zu haben. Und seinen 200. wollen wir feiern.«

Spielen mit Marx? Könnte sein, dass es im Marx-Jahr einen Playmobil-Marx geben könnte, ähnlich wie im Luther-Jahr einen Mini-Luther. Playmobil in Zirndorf bei Nürnberg äußert sich aber zu geplanten Figuren nicht: Karl Marx werde aber »oft gewünscht«, sagt eine Sprecherin. Und: »Wir berücksich­tigen die Wünsche unserer Kunden.« Man solle also mal abwarten und sich »einfach überrasche­n lassen«.

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Foto: dpa/H. Tittel Die Null-Euro-Scheine der Tourismus GmbH in Trier

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