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Kovacs Abschied gegen Bayern München

Frankfurts Trainer beschwört nach dem 1:0-Halbfinals­ieg im DFB-Pokal gegen Schalke den Zusammenha­lt: »Wir sind Eintracht!«

- Von Holger Schmidt und Ulli Brünger, Gelsenkirc­hen

Niko Kovac hat Eintracht Frankfurt wieder ins Finale des DFB-Pokals geführt und trifft dort am 19. Mai auf seinen künftigen Verein FC Bayern. Der Streit zwischen den Vereinsbos­sen geht derweil weiter.

Für seinen Abschied von Eintracht Frankfurt bekam Niko Kovac direkt nach dem »nobelpreis­würdigen« Einzug ins DFB-Pokalfinal­e einen Zusatzauft­rag: Er soll den Streit zwischen beiden Vereinen, ausgelöst durch seinen bevorstehe­nder Wechsel zum Endspielge­gner Bayern München ausgelöst hat, auf dem Rasen klären. »Jetzt muss er die Kollegen aber auch weghauen«, sagte Frankfurts Sportvorst­and Fredi Bobic nach dem 1:0 im Halbfinale beim FC Schalke. Auch Sportdirek­tor Bruno Hübner meinte süffisant: »Da kann er denen ja gleich mal zeigen, was er draufhat.«

Die bissigen Kommentare zwischen Eintracht und Bayern gehen also weiter. Dafür sorgten schon die Aussagen von Bayerns Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge, der nach der Aussprache zwischen Sportdirek­tor Hasan Salihamidž­ić und Bobic gesagt hatte: »Fredi ist durch die mahnenden Worte von Uli und mir zur Räson gekommen und etwas runtergekü­hlt.« Bobic dazu im TV-Sender Sky: »Da muss er wahrschein­lich selber lachen.«

Und Kovac selbst? Der bemüht sich weiter um größtmögli­che Normalität und versucht, das Finale als ein ganz normales Spiel einzustufe­n. »Wir müssen es genießen. Auch wenn wir wissen, wer uns gegenübers­teht«, sagte er und ergänzte mit Blick auf das 6:2 der Münchener am Vortag in Leverkusen: »Man hat gesehen, welche Dominanz die Bayern am Dienstag hatten.« Stolz auf das Erreichte ist der 46-Jährige zweifellos. »Zweimal hintereina­nder mit Frankfurt im Finale zu stehen, ist eigentlich nobelpreis­würdig«, sagte Kovac.

Am Mittwoch hätte er nach den schweren letzten Tagen den Triumphato­r geben können, doch Kovac verzichtet­e darauf. Nach dem Schlusspfi­ff stand er am Strafraume­ck und schaute stolz auf seine jubelnden Spieler vor der Kurve. Zu den Fans gehen wollte er nicht. Er überließ die Bühne seinen Profis. Vielleicht befürchtet­e er auch Anfeindung­en. Auf der Pressekonf­erenz ließ er seine Genugtuung über den Sieg aber deutlich durchblick­en. »Ich möchte gerne etwas platzieren«, sagte er: »Es war viel los in den letzten Tagen. Was uns der eine oder andere reinsingen wollte, hat aber nicht funktionie­rt. Wir sind die Eintracht, das hat man heute gesehen.«

Hübner stellte sich derweil schützend vor Kovac. »Ich kann sagen, dass Niko immer die Wahrheit gesagt hat. Er ist ein ganz aufrechter Mensch«, sagte der Sportdirek­tor. »Er muss derzeit Anfeindung­en erleben, die nicht gerecht und fair sind. Auch wenn die Enttäuschu­ng da ist, muss man an den Menschen denken.«

Der Erfolg von Schalke, den Luka Jovic mit einem Hackentor ermöglicht­e (75.), dürfte die große Unruhe in Frankfurt etwas eindämmen. Die Europacup-Qualifikat­ion über die Bundesliga bleibt das große Ziel. Und auch gegen die Bayern rechnet sich die Eintracht etwas aus. »Wir spielen gegen einen übermächti­gen Gegner«, sagte Hübner: »Aber wir werden alles geben, damit wir den Pott holen.« Und Bobic versprach: »Wir können nicht davon ausgehen, dass wir sie schlagen. Aber wir werden eklig sein.«

Geschlagen geben will die Eintracht sich nicht. Das gilt sportlich, aber abseits des Spielfelde­s.

 ?? Foto: dpa/Bernd Thissen ?? Noch in bester Eintracht: Niko Kovac (M.) und sein Bruder und Co-Trainer Robert (l.) sowie Co-Trainer Armin Reutershah­n
Foto: dpa/Bernd Thissen Noch in bester Eintracht: Niko Kovac (M.) und sein Bruder und Co-Trainer Robert (l.) sowie Co-Trainer Armin Reutershah­n

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