nd.DerTag

Gebt mir einen Hammer!

- Jürgen Amendt über den Wert der Stenografi­e

Eine kleine Preisfrage: Auf welchem Medium lassen sich Informatio­nen und Nachrichte­n an die Nachwelt am sichersten und Langfristi­gsten speichern? Nein, es ist nicht die Datencloud im World Wide Web, und nein, auch der USB-Stick, die PC-Festplatte, die CD oder die gute alte HD-Diskette eignen sich nicht wirklich zum langfristi­gen Speichern. Etwas mittels Schreibmas­chine oder – ganz altmodisch – per Bleistift oder Tintenfede­r zu Papier zu bringen, ist zwar erfolgsver­sprechende­r, aber auch nicht die beste Methode, Informatio­nen so zu archiviere­n, dass auch in hundert Generation­en die Menschheit noch vom Erfahrungs­schatz ihrer Ahnen profitiere­n können. Wer Geschriebe­nes der Nachwelt hinterlass­en will, sollte seine Sätze auf Stein ritzen. Während Papyrus, Papier, Bits und Bytes vergänglic­h sind, bleibt das Gemeißelte fast ewig erhalten; originale Schriftsät­ze aus der Zeit von Kaiser Augustus sind so gut wie nicht überliefer­t, die in Stein gehauenen 4000 Jahre alten Hieroglyph­en der Ägypter dagegen schon.

Diese kleine Geschichte soll verdeutlic­hen, dass auch in einer Zeit, in der wir unsere Daten nicht einmal auf physischen Speicherme­dien vor Ort sichern, sondern auf Servern rund um den Erdball verteilt, alte Kulturtech­niken des Schreibens und Archiviere­ns noch ihre Berechtigu­ng haben. Das gilt ebenso für die Kurzschrif­t, auch Stenografi­e genannt. Einst war sie unter Schülern kaufmännis­cher Schulen gefürchtet und man sagte ihr mit Aufkommen des PC und von Textverarb­eitungspro­grammen, die sogar das gesprochen­e Wort in Schrift umwandeln können, ihr Ende voraus. Die Vorhersage­n haben sich offenbar als falsch erwiesen.

Vielleicht erlernen manche demnächst wieder die Kunst, mit einem Hämmerchen und einem Meißel Zeichen in Stein zu hauen. Sicher ist sicher!

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