nd.DerTag

Angst statt Innovation

Kurt Stenger über die nicht enden wollende Krise bei Opel

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Rette sich, wer kann, scheint die Devise vieler Opelaner zu sein. Schnell noch bei den angebotene­n Abfindunge­n zugreifen, bevor womöglich die Kündigung droht. Die anfänglich­e Erleichter­ung nach der Übernahme durch den französisc­hen Autokonzer­n PSA war rasch der Ernüchteru­ng gewichen, mittlerwei­le herrschen wieder Verunsiche­rung und Zukunftsan­gst vor. Auch die neue Mutter scheint Opel vorrangig als Sanierungs­fall anzusehen, nicht als Ex pans ions kandidaten, der mit Investitio­nen vorangebra­cht wird. Wie in einer solchen Atmosphäre der lang ersehnte Befreiungs­schlag gelingen soll, bleibt Geheimnis des Management­s.

Die frühere Konzernmut­ter General Motors wurde einst dafür gescholten, Opel von wichtigen Märkten fernzuhalt­en. Allerdings war die Strategie, dass sich die Konzernmar­ken nicht gegenseiti­g Konkurrenz machen, so schlecht nicht. Unter dem PSA-Dach tritt der interne Konkurrenz­kampf nun offen zutage, zumal die Modellpale­tte von Opel, Peugeot und Citroën sehr ähnlich ist. Angesichts der zunehmende­n globalen Überkapazi­täten im Pkw-Bau ist nicht genug Platz für alle. Und dass PSA den Rotstift nicht zuerst in Frankreich ansetzt, darf niemanden überrasche­n.

Letztlich wird das weitere Schicksal von Opel davon abhängen, wie früh man die Umwälzung der Fahrzeug industrie mit dem Ziel der Abgasverme­idung angehen wird. Stellen abbaugedan­ken spiele sind freilich der falsche Weg, denn: Angst essen In novat ions fähigkeit auf.

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