Aus dem Häuschen
Wer ein Studium beginnt, hat als Erstes: ein Wohnungsproblem / Eine neue nd-Serie
Berlin. Leben trotz Studium? Eine vielleicht verblüffende, aber keineswegs unberechtigte Frage. Denn wer ein Studium beginnt, muss viele neue Fragen beantworten – auch und vor allem solche, die in keiner Klausur vorkommen. Eine der ersten Prüfungsfragen: Wo wohnen – und zu welchem Preis?
Wie dramatisch sich die Situation von Mietern in Deutschland entwickelt, ist gerade erst bei einem der größten Sozialproteste seit langem deutlich geworden. Rund 25 000 Menschen demonstrierten Mitte April in Berlin gegen Mietenwahnsinn und soziale Verdrängung.
Zu den Schwächsten im härter werdenden Konkurrenzkampf um bezahlbaren Wohnraum gehören Studentinnen und Studenten. Naturgemäß hält sich ihr Einkommen in Grenzen; dennoch müssen sie Mieten zu Marktpreisen bezahlen. Zudem kann das Angebot an Wohnheimplätzen nicht Schritt halten mit der immer größer werdenden Zahl von Studierenden. Viele wechseln von einer Wohngelegenheit zur nächsten, andere nehmen lange Fahrzeiten in Kauf, weil die Mieten in den Uni-Städten zu hoch sind, und mancher bleibt aus finanziellen Gründen ganz auf der Strecke.
Wie wohnen Studenten – damit beschäftigt sich der erste Teil einer nd-Serie, die heute beginnt und sich mit dem Alltag von Studierenden beschäftigt. Wer finanziert ihre Ausbildung? Wie machen ihnen Stress und Leistungsdruck zu schaffen? Was bedeutet es, zu studieren und gleichzeitig ein Kind großzuziehen? Wie geht es dem universitären Prekariat, das einen erheblichen Teil der Hochschulausbildung trägt? Wie sind die Jobaussichten nach dem Abschluss? Diesen und anderen Fragen gehen wir nach. »Leben trotz Studium?!« heißt die neue Serie – ab jetzt jeden Mittwoch im »nd«.
2,8 Millionen Menschen studierten in Deutschland im Wintersemester 2017/2018. Das waren so viele wie noch nie. Etwas mehr als eine halbe Million zählte zum Erstsemester.
325 Euro geben Studierende im Schnitt als Monatsmiete aus. Das sind gut 40 Prozent ihres Einkommens, wie eine Studie des Immobilienunternehmens CBRE und der Deutschen Kreditbank ergab. Studentenappartments im Wert von mehr als einer halben Milliarde Euro wurden in Deutschland im vergangenen Jahr verkauft, berichtete jüngst das »Handelsblatt«. Tendenz steigend: Dieser Wert wurde allein im Januar 2018 schon fast erreicht.
Am stärksten sind in letzter Zeit die Mieten für studentischen Wohnraum in Berlin angestiegen. Das ermittelte das Portal wg-suche.de bei einem Vergleich von 160 deutschen Städten, in denen es Hochschulen oder Universitäten gibt. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Mietpreise in Berlin um sechs Prozent nach oben, im Vergleich zu 2011 um 39 Prozent. Gemessen in absoluten Zahlen hat die Hauptstadt das obere Mittelfeld erreicht. Am teuersten ist immer noch München.