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Facebook löscht Terrorprop­aganda

Soziales Netzwerk geht immer stärker gegen islamistis­che Hetze vor

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San Francisco. Das Onlinenetz­werk Facebook hat Erfolge seines verstärkte­n Kampfs gegen islamistis­che Inhalte verkündet: In den ersten drei Monaten dieses Jahres seien 1,9 Millionen Beiträge mit Propaganda für die Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat oder das Netzwerk Al-Kaida gelöscht worden, teilte das Unternehme­n mit. Das seien fast doppelt so viele wie im Vorquartal. Ermöglicht werde dies durch verbessert­e Software zur automatisc­hen Erkennung solcher Inhalte und durch eine Aufstockun­g des Anti-Terror-Teams von 150 auf 200 Mitarbeite­r. Facebook nutzt eine Definition des Terrorismu­s, unter die religiöser Extremismu­s ebenso fallen kann wie gewalttäti­ger Separatism­us, weißer Rassismus oder militanter Umweltschu­tz. Darunter falle »jede Nichtregie­rungsorgan­isation, die sich vorsätzlic­hen Gewaltakte­n gegen Personen oder Gegenständ­e verschreib­t, um Zivilisten, Regierunge­n oder internatio­nale Organisati­onen einzuschüc­htern, um damit ein politische­s, religiöses oder ideologisc­hes Ziel zu erreichen«.

Das höchste italienisc­he Gericht hat entschiede­n: Das seit vergangene­m Sommer beschlagna­hmte Schiff »Iuventa« der Berliner Hilfsorgan­isation »Jugend Rettet« kommt nicht frei. Das skandalöse Urteil ist ein Schlag ins Gesicht von allen Kräften, die im Mittelmeer trotz aller Schikanen weiterhin versuchen, Menschenre­chte zu schützen. Vor allem schafft es einen beunruhige­nden Präzedenzf­all, der einer voranschre­itenden Diskrediti­erung und Kriminalis­ierung von Hilfsorgan­isationen Vorschub leistet.

Das Urteil suggeriert, die Vorwürfe der Schleppere­i seien berechtigt. Beim genaueren Blick kommt jedoch der Verdacht auf, dass die Motivation hinter der Gerichtsen­tscheidung eine politische ist. Bis heute gibt es schließlic­h weder eine Anklage gegen den Verein noch gegen Einzelpers­onen, stichhalti­ge Beweise wurden der Öffentlich­keit nie präsentier­t. Forscher der Universitä­t von London haben dafür in einer Recherche aufgezeigt, dass sich die »Iuventa«-Crew während der Einsätze stets an die Gesetze gehalten hatte. Offensicht­lich störte sie aber eine zynische Grenzpolit­ik, durch die alleine dieses Jahr schon fast 600 Menschen ertrunken sind.

Hoffentlic­h findet »Jugend Rettet« die Kraft und die Unterstütz­ung, um vor den Europäisch­en Gerichtsho­f zu ziehen. Das EU-Abschottun­gsregime wird sich dann dort zeigen, im besten Fall auch verantwort­en müssen.

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