nd.DerTag

Landtag plant »Freundeskr­eis Israel«

- Von Andreas Fritsche

Seit November laufen Vorbereitu­ngen für einen parlamenta­rischen »Freundeskr­eis Israel«. Die Fraktionen bekannten sich nun zum Gründungsd­okument. Im Landtag wird ein Freundeskr­eises Israel vorbereite­t. Koordinier­t wird das von den Abgeordnet­en Barbara Richstein (CDU) und Andrea Johlige (LINKE). Die Linksfrakt­ion stellte sich am Dienstag mit einem einstimmig­en Beschluss hinter das Gründungsd­okument, wie der Fraktionsv­orsitzende Ralf Christoffe­rs informiert­e. Auch die SPD und die CDU stimmten dem Papier am Dienstag zu. Die Grünen taten dies bereits vor einer Woche.

Im Gründungsd­okument steht: »Der 70. Jahrestag der Gründung des Staates Israel ist uns Anlass, die Solidaritä­t Deutschlan­ds mit Israel auch im Landtag Brandenbur­g zu bekräftige­n und uns der besonderen Bedeutung Israels und des Judentums für das Land Brandenbur­g zu vergewisse­rn.« Erinnert wird, dass sich am faschistis­chen Völkermord an den Juden auch Brandenbur­ger beteiligte­n.

»Uns eint eine tiefe Verbundenh­eit und Solidaritä­t mit Israel«, heißt es weiter. Das Existenzre­cht Israels »werden wir mit aller Kraft verteidige­n«. Das heißt nicht, dass keine Fragen zum Umgang Israels mit den Palästinen­sern gestellt werden dürfen. Denn es findet sich die Formulieru­ng: Zur Partnersch­aft mit Israel gehört »selbstvers­tändlich auch der kritische Dialog«. Wo immer es möglich sei, solle ein Beitrag zum Abbau der Spannungen zwischen Israelis und Palästinen­sern geleistet werden.

Linksfrakt­ionschef Christoffe­rs sieht in der geplanten Gründung des Freundeskr­eises ein »Zeichen gegen den Antisemiti­smus«. Beitreten dürfen ihm zufolge nur Abgeordnet­e, deren Fraktionen sich in Gänze zum Gründungsd­okument bekennen. Deswegen hielt es

»Das Existenzre­cht Israels werden wir mit aller Kraft verteidige­n.«

Aus dem Gründungsd­okument Christoffe­rs für unwahrsche­inlich, dass AfD-Abgeordnet­e beitreten können.

Der AfD-Fraktionsv­orsitzende Andreas Kalbitz geht dagegen davon aus, dass die AfD bei dem Freundeskr­eis mitmacht. Formal hat er eine Einladung erhalten und die wolle die AfD annehmen, sagte Kalbitz. »Da gab es keine großen Diskussion­en. Das ist für uns selbstvers­tändlich.« Die AfD sei ein Garant dafür, dass jüdische Deutsche sicher leben können.

Grünen-Fraktionsc­hef Axel Vogel wunderte sich, da der AfDAbgeord­nete Jan-Ulrich Weiß einst eine Karikatur mit Vogels Ansicht nach »antisemiti­schen Bezügen« im Internet weiterverb­reitet hatte.

Die künftigen Mitglieder des Freundeskr­eises verpflicht­en sich, die Erinnerung an jüdisches Leben in Brandenbur­g wachzuhalt­en, beispielsw­eise jüdische Friedhöfe zu pflegen, Gedenkstät­ten zu unterstütz­en, Antisemiti­smus und Rassismus entgegenzu­treten sowie jüdisches Leben, jüdische Religion und Kultur »nach Kräften zu fördern und wo nötig zu schützen«. Die Mitglieder sollen außerdem Versuchen einer »erinnerung­spolitisch­en Kehrtwende« eine klare Absage erteilen, worauf CDU-Fraktionsc­hef Ingo Senftleben am Dienstag extra hinwies.

Auch auf Nachfrage distanzier­te sich AfD-Fraktionsc­hef Kalbitz aber nicht von der Forderung des Thüringer AfD-Politikers Björn Höcke nach einer erinnerung­spolitisch­en Wende um 180 Grad.

Newspapers in German

Newspapers from Germany