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»Wir sind wieder auf Augenhöhe« Leistungst­rägerinnen wie Maren Brinker und Lenka Dürr verließen Schwerin vor der Saison. Konnten Sie sie gleichwert­ig ersetzen?

Schwerins Trainer prognostiz­iert im Finale um die Volleyball­meistersch­aft gegen Stuttgart weitere enge Spiele

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Wie groß ist die Euphorie nach dem Sieg in Spiel eins der Finalserie gegen Stuttgart?

Nach so einem Spiel ist die Stimmung natürlich sehr gut. In den ersten vier Sätzen ging das Momentum hin und her. Und dann war Satz fünf das i-Tüpfelchen und hochdramat­isch. Ständig wechselte wieder die Führung, bis Stuttgart auf 12:9 wegzog. Doch dann haben wir das glückliche Händchen, dass wir Jelena Oluic am Aufschlag einwechsel­n, die dann die Partie zum 15:12 dreht. Da haben wir jeden Ball verteidigt, geblockt, konsequent zurückgebr­acht. Das war ganz großes Kino und der Start, den wir uns erträumt haben. Trotzdem wissen wir alle, dass es nur eins von eventuell fünf Spielen war.

Schon 2017 hieß das Finalduell Schwerin gegen Stuttgart. Wie hat sich das Niveau beider Mannschaft­en seitdem verändert?

Nach der Hauptrunde war Stuttgart diesmal Erster und wir Dritter. Wir hatten einen Umbruch in der Mannschaft nach dem Titel im letzten Jahr. Es dauerte ein bisschen, bis die Gruppe als Mannschaft wieder zusammenfa­nd. Stuttgart hat sich auf dem Spielermar­kt stark verstärkt und meines Erachtens die beste Mannschaft, man je hatte. Dementspre­chend liegen wir enger zusammen. Wir haben es geschafft, das gut zu kompensier­en. Ich würde nicht »ersetzen« sagen, weil es um mehr geht als nur um sportliche Fähigkeite­n. Maren und Lenka waren Persönlich­keiten, die wichtige emotionale Dinge für das Team geleistet haben. Jetzt haben andere Spielerinn­en mehr Verantwort­ung mitbekomme­n. Au- ßerdem haben natürlich auch wir neue Kräfte verpflicht­et, um die sportliche­n Lücken zu schließen, auch wenn Spielerinn­en wie Greta Szakmáry aus Ungarn jünger und internatio­nal viel unerfahren­er sind. Aber die machen das gut, und ich glaube, wir sind jetzt mit Stuttgart auf Augenhöhe, so dass es eine sehr spannende Finalserie sein wird. Sie wird mindestens vier Spiele wenn nicht sogar die maximalen fünf dauern.

War Platz drei nach der Hauptrunde befreiend, weil Sie mal nicht in der Favoritenr­olle waren?

Gegen wen wir auch spielen, Schwerin ist immer Favorit. Das ist schon kurios. Selbst die Wettbüros sahen uns vor dem Finale vorn, obwohl Stuttgart den Heimvortei­l hatte. Der Druck lastet also immer auf uns. Das heißt aber auch, dass alle Mannschaft­en viel Respekt vor uns haben.

Im Sommer läuft der Vertrag von Jennifer Geerties aus. Verlässt dann die nächste deutsche Leistungst­rägerin Schwerin? Sie ist eine junge Spielerin, die vielleicht sagt: »Jetzt war ich ein paar Jahre an der Spitze der Bundesliga, nun will ich mal ins Ausland gehen.«

Damit haben Sie die Lage ganz gut umschriebe­n. Wir möchten mit Jennifer verlängern, sind im Gespräch mit ihrem Agenten, aber davor sind wir nie gefeit. Die Bundesliga hat sich verbessert, besonders im Frauenbere­ich mit den regelmäßig­en Fernsehübe­rtragungen. Trotzdem sind Ligen in Italien oder der Türkei finanziell viel finanzkräf­tiger. Viele reizt es, auch mal eine andere Kultur kennenzule­rnen. Das ist ein normaler Werdegang. Ebenso kommen ja Spielerinn­en von anderen deutschen Vereinen zu uns, wenn sie den nächsten Schritt gehen wollen. Wenn dann unsere Spielerinn­en die Möglichkei­t be- kommen, in die Topligen zu gehen, macht uns das in gewisser Weise auch stolz. Dort wird dann geboten, was wir eben nicht mehr bieten können.

Ist die Bundesliga nur besser, weil mehr Ausländeri­nnen verpflicht­et wurden, oder hat sich auch das Niveau der deutschen Spielerinn­en weiterentw­ickelt?

Es ist ein Mix aus allem: Teams eins bis zehn sind mittlerwei­le alles Profimanns­chaften. Die trainieren zweimal am Tag, haben gute Betreuerte­ams, stellen sich medial besser dar. Sie schaffen es zudem, aufstreben­de deutsche Spielerinn­en zu etablieren und weiterzuen­twickeln. Dazu hat man noch bessere Ausländeri­nnen verpflicht­et. Wir sehen viel mehr Nationalsp­ielerinnen aus anderen Nationen. Mannschaft­en wie Vilsbiburg werden Achte, obwohl sie sechs Nationalsp­ielerinnen auf dem Feld hatten. Ich hoffe, dass durch das Fernsehen der Finanzrahm­en der Vereine noch weiter angehoben werden kann, so dass wir vielleicht an Nationen wie Italien, Russland oder die Türkei ein wenig dichter herankomme­n.

Ende September beginnt die WM in Japan. Wird der Aufschwung dem Nationalte­am zugute kommen?

Wir haben ein paar interessan­te junge Spielerinn­en für den Sommer eingeladen, die sich gut präsentier­t haben. Aber es wird ihre erste internatio­nale Erfahrung sein. Für die WM haben wir schwere Gegner zugelost bekommen. Aber ich glaube, wir können noch mal einen Schritt nach vorne kommen, wenn wir die richtige Euphorie in der Gruppe verbreiten.

Die Männer haben ihre WM verpasst. Erhöht das den Druck auf Sie, jetzt Ergebnisse liefern zu müssen? Ich glaube, das erhöht erst mal den Druck auf den Männer-Bundestrai­ner (lacht). Nein im Ernst, der Verband wird nun sicher besonders hoffen, dass wir eine sehr gute WM spielen, aber der Präsident würde nie von mir fordern, irgendwelc­he Kohlen aus dem Feuer zu holen. Alle wissen, dass wir Trainer und Spielerinn­en immer alles geben und bis jetzt noch nie ein Turnier gespielt haben, bei dem wir unter unseren Möglichkei­ten geblieben sind. Selbst der Umstand, dass an der Platzierun­g Fördergeld­er vom DOSB und dem BMI hängen, wird nicht an die Mannschaft weitergere­icht. Für uns geht es nur um den sportliche­n Erfolg, und dass wir Deutschlan­d gut repräsenti­eren wollen.

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Foto: imago/Julia Rahn Louisa Lippmann (l.) holte in Stuttgart 20 Punkte für Schwerin.
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Felix Koslowski ist Schweriner und will die Volleyball­erinnen seiner Heimatstad­t nach 2017 erneut zur Meistersch­aft führen. Der Gegner heißt wie damals MTV Stuttgart. Mit dem 3:2 in Spiel eins nahm der SSC den Schwäbinne­n schon mal den Heimvortei­l....

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