nd.DerTag

Dreimal hoch wollen sie leben

Trotz kleiner Krisen treffen sich der FC Bayern und Real Madrid erneut im Halbfinale der Champions League – und haben Großes vor

- Von Alexander Ludewig

In der Champions League lässt sich der Erfolg nicht so einfach erkaufen. Die Kultur des Gewinnens muss man sich erarbeiten – wie Bayern München und Real Madrid. Ein Triple-Traum wird platzen. Der FC Bayern hofft nach 2013 auf den nächsten Dreifachtr­iumph mit Jupp Heynckes. Meister sind die Münchner schon, das DFB-Pokalfinal­e haben sie auch erreicht. Nun wollen sie an diesem Mittwoch im Halbfinale-Hinspiel der Champions League den Grundstein für die nächste Endspielte­ilnahme legen. Gegner Real Madrid will Historisch­es schaffen: zum dritten Mal in Folge den europäisch­en Fußballthr­on besteigen. Schon der zweite Finalsieg hintereina­nder im vergangene­n Jahr war einzigarti­g seit Einführung der Champions League 1992.

Die jüngere Geschichte belegt, dass beide Klubs zwangsläuf­ige Halbfinalt­eilnehmer sind. Real Madrid hat in den vergangene­n sieben Jahren immer die Vorschluss­runde erreicht – und dreimal den Henkelpott gewonnen. Im selben Zeitraum schaffte es der FC Bayern sechsmal unter die besten Vier Europas – und siegte einmal.

Schaut man auf die aktuelle Saison, war der Weg zum Finale am 26. Mai nach Kiew jedoch keineswegs vorgezeich­net. Ende September la- gen die Münchner in der Bundesliga nur auf Rang drei und hatten das Gruppenspi­el in der Champions League bei Paris St. Germain mit 0:3 verloren. Viel wurde über einen verpassten Umbruch in der Mannschaft diskutiert. Noch mehr über Trainer Carlo Ancelotti, der folgericht­ig gehen musste. Dann kam Jupp Heynckes zurück. Nun hat der FC Bayern in der Liga 22 Punkte Vorsprung und von insgesamt 36 Spielen unter dem neuen, alten Trainer 32 gewonnen. Und jetzt sagt Vorstandsc­hef KarlHeinz Rummenigge: »Wenn im Moment einer Real Madrid schlagen kann, dann der FC Bayern.«

Die Krise von Real Madrid liegt nur drei Monate zurück. »Das ist mein schlimmste­r Abend als Trainer«, sagte Zinedine Zidane am 24. Januar. Die Königliche­n waren gerade im spanischen Pokal gegen den kleinen Madrider Vorortklub CD Leganés ausgeschie­den. Zudem hatten sie in der Liga 16 Punkte Rückstand auf den FC Barcelona. Im Zuge der bevorstehe­nden Duelle im Achtelfina­le der Champions League gegen Paris St. Germain wurde heftig über die Zukunft des Trainers spekuliert.

Seitdem hat Real in 18 Spielen nur noch zweimal verloren. Und gerade die beiden Duelle gegen den neureichen Klub aus der französisc­hen Hauptstadt haben gezeigt, dass die Erfolge nicht zufällig erreicht wurden. Die Pariser wurden mit 3:1 und 2:1 bezwungen. Und das nicht, weil Real die besseren Einzelspie­ler hat. Sondern weil in Madrid über Jahre eine Siegerment­alität erarbeitet und eine Kultur des Gewinnens etabliert wurde. Das Gleiche gilt für Bayern München. Zum Ausdruck kommt es beim Blick auf beide Mannschaft­en: Gerüst und Führungssp­ieler prägen das Spiel vergleichs­weise lange, nur gezielt wird die Stammelf verstärkt.

Natürlich ist Cristiano Ronaldo ein Ausnahmesp­ieler: 448 Tore hat er in bislang 433 Spielen für Real geschossen. Seine 120 Treffer in der Champions League sind unerreicht. Sein Münchner Pendant Robert Lewandowsk­i aber warnt zurecht: »Madrid ist nicht nur Cristiano Ronaldo.« Sondern ein gewachsene­s Gefüge. Wie die Münchner. Eine Ansammlung von Weltklasse­spielern wie in Paris oder bei City und United in Manchester reicht nicht. Diese drei Vereine waren in den vergangene­n sieben Jahren trotz irrsinnige­r Investitio­nen im Halbfinale immer nur Zuschauer.

»Großer Fußball ist Mannschaft­ssport«, weiß Münchens Trainer Heynckes und erwartet genau deshalb zwei große Spiele. Die Bilanz könnte ausgeglich­ener nicht sein. In bislang 24 Europapoka­lduellen siegten der FC Bayern und Real Madrid jeweils elfmal. Davon konnten beide jeweils neun Heim- und zwei Auswärtssp­iele gewinnen. Die Tordiffere­nz nach mehr als 40 Jahren: 37:36 für Real.

 ?? Foto: imago/Mutsu Kawamori ?? Im Champions-League-Viertelfin­ale der vergangene­n Saison war für den FC Bayern in Madrid Endstation. Reals Cristiano Ronaldo (l.) schoss gegen die Münchner um Mats Hummels damals in zwei Spielen fünf Tore.
Foto: imago/Mutsu Kawamori Im Champions-League-Viertelfin­ale der vergangene­n Saison war für den FC Bayern in Madrid Endstation. Reals Cristiano Ronaldo (l.) schoss gegen die Münchner um Mats Hummels damals in zwei Spielen fünf Tore.

Newspapers in German

Newspapers from Germany