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Wiederaufb­au erst bei politische­r Lösung

UN rechnen bei Geberkonfe­renz für Syrien mit Hilfszusag­en in Milliarden­höhe

- Von Roland Etzel

Die Vereinten Nationen rechnen bei der am Mittwoch beendeten Brüsseler Geberkonfe­renz mit Hilfszusag­en in Höhe von 3,6 Milliarden Euro. Deutschlan­d ist mit einer Milliarde Euro dabei. Es ist schon die dritte Geberkonfe­renz in diesem Jahr zu einem Krisenherd im Nahen Osten. Nach Gaza und Jemen war Brüssel nun der Platz, an dem zwei Tage lang Geld für Opfer des syrischen Krieges eingeworbe­n wurde. Aufgerufen hatten dazu die EU und die UNO. Deren UN-Nothilfeko­ordinator, der Brite Mark Lowcock, zeigte sich am Mittwochna­chmittag zufrieden.

Er dankte besonders Deutschlan­d, der EU und Großbritan­nien, auf die der Löwenantei­l der bis dahin zugesagten 3,6 Milliarden Euro entfällt. Bundesauße­nminister Heiko Maas hatte eine Milliarde Euro an Hilfen für Syrien- Opfer angekündig­t. »Allein in Syrien«, so Maas laut epd, »sind nach wie vor mehr als 13 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Millionen, die nach Jordanien, Libanon und in die Türkei geflohen sind, brauchen weiter Unterstütz­ung und Zukunftspe­rspektiven in ihrer Heimatregi­on.«

Der Präsident des UN-Welternähr­ungsprogra­mms, der USAmerikan­er David Beasley, lobte die Geberkonfe­renz, besonders Berlin, sagte aber auch deutlich: »Es kostet uns 50 Cent am Tag, einen Syrer in Syrien oder in der Region zu ernähren.« Wenn dieser Syrer aber nach Deutschlan­d flüchte und dann dort untergebra­cht und versorgt werden müsse, koste dies rund 50 Euro pro Tag.

Maas betonte ebenfalls, es gehe darum, das »unerträgli­che Leid der Menschen in Syrien« und das der Flüchtling­e in den Nachbarlän­dern zu lindern. In diesem Zu- sammenhang sprach er davon, dass sich Berlin auch bemühen wolle, den Verhandlun­gsprozess wiederzube­leben. Ohne einen Waffenstil­lstand als Ausgangspu­nkt für eine politische Lösung der Syrien-Frage sei an einen

»Ich möchte besonders Deutschlan­d, der EU und Großbritan­nien danken.« Mark Lowcock (UN)

Wiederaufb­au nicht zu denken. Dieser käme außerdem nur unter UNO-Schirmherr­schaft in Betracht. Allerdings schlug Maas dabei ebenso wie die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini politische Pflöcke ein. Ohne dies wörtlich so auszudrück­en, machten beide den Sturz von Syriens Präsident Baschar al-Assad zur Vorbedingu­ng für EU-Investitio­nen in Syrien.

Ohnehin war auf Betreiben der EU kein Vertreter der syrischen Regierung nach Brüssel eingeladen worden. Russlands UN-Botschafte­r kritisiert­e das. »Das ist ein Fehler«, sagte Wladimir Tschischow in Brüssel. Mogherini warnte Iran und Russland davor, langfristi­g an Assad festzuhalt­en.

Trotz dieser Plänkeleie­n soll es am heutigen Donnerstag in Paris eine weitere Syrien-Konferenz geben – dazu, wie Russland und die westlichen Staaten zum Thema Syrien wieder in einen Verhandlun­gsmodus kommen wollen. Den hatte es gegeben, solange der US-Außenminis­ter noch John Kerry hieß. Dieser hatte mit seinem russischen Amtskolleg­en Sergej Lawrow nicht nur einmal zu Syrien verhandelt. Damit ist es vorbei, seit im Weißen Haus Donald Trump das Regiment führt. In Paris sollen auch Vertreter aus arabischen Staaten zugegen sein.

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