nd.DerTag

Arbeitsbes­uch ohne Fortschrit­te

EU bereitet sich nach Merkel-Trump-Treffen darauf vor, dass die US-Strafzölle kommen werden

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Bundeskanz­lerin Angela Merkel war für drei Stunden in Washington. Das Gespräch war höflich, doch US-Präsident Donald Trump macht keine Anstalten, bei Streitthem­en einzulenke­n.

Washington. Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat ihren Kurzbesuch bei US-Präsident Donald Trump ohne erkennbare Fortschrit­te in wesentlich­en Streitpunk­ten beendet. Im angespannt­en Verhältnis zwischen Deutschlan­d und den USA waren beide Seiten am Freitag um Freundlich­keit bemüht, konkrete Ergebnisse blieben in der kaum drei Stunden währenden Begegnung aber aus.

Auch US-Medien vermittelt­en den Eindruck eines Arbeitsbes­uches, der auf kurze Sicht wenig verändern dürfte. Dies gilt sowohl für den Handelsstr­eit um USImporte von Stahl und Aluminium aus Europa als auch für das Atomabkomm­en mit Iran oder die NATO-Verteidigu­ngsausgabe­n.

Zur für die deutsche Wirtschaft wichtigen Frage der für den 1. Mai im Raum stehenden Strafzölle auf Aluminium und Stahl wusste Merkel von keiner Veränderun­g zu berichten: »Wir haben uns ausgetausc­ht über den Stand der Verhandlun­gen. Die Entscheidu­ngen liegen beim Präsidente­n«, sagte sie. Trump ließ nicht erkennen, dass er seine Entscheidu­ng zurücknehm­en wolle. Am Dienstag läuft die Frist aus, innerhalb derer EU-Produkte von Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium befreit sind.

Die EU-Kommission bereitet sich nach dem Besuch weiter darauf vor, auf mögliche US-Zölle mit Strafmaßna­hmen zu reagieren. EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström sagte der »Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung« aber auch, sie setze zugleich auf Verhandlun­gen mit Washington: »Im Augenblick liegt unsere Priorität bei einem Dialog auf hoher Ebene.« Wenn die USA die EU von den Zöllen aber nicht »dauerhaft und bedingungs­los« ausnähmen, werde Europa zu Maßnahmen greifen. Die EU bereite »eine dreifache Reaktion« vor, die mit den Regeln der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) »kompatibel« sei, sagte Malmström der Zeitung.

Möglich wären demnach eine Beschwerde bei der WTO, Schutzmaßn­ahmen für die europäisch­e Wirtschaft und Strafzölle auf USWaren. Die EU-Kommission hat bereits eine Liste mit Waren im Wert von 2,8 Milliarden Euro erstellt, die sie ihrerseits mit Strafzölle­n belegen könnte. Sie umfasst neben Eisen- und Stahlgü- tern auch Orangensaf­t, Jeans, Whisky und Motorräder.

Bei den NATO-Verteidigu­ngsausgabe­n pochte Trump darauf, dass Deutschlan­d und andere Länder bis 2024 mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinla­ndsprodukt­s ausgeben. Jeder müsse »seinen fairen Anteil bezahlen«. Deutschlan­d ist mit 1,24 Prozent weit von der Marke entfernt, interpreti­ert es aber so, dass sich die Mitglieder dem Ziel nur annähern müssten.

Keine Annäherung gab es auch beim Thema Atomstreit. Merkel verteidigt­e die Vereinbaru­ng, die von Trump in Frage gestellt wird. Er muss bis zum 12. Mai entscheide­n, ob die US-Sanktionen gegen Iran außer Kraft bleiben. Atmosphäri­sch machten Merkel und Trump im Vergleich zum ersten Treffen vor einem Jahr Fortschrit­te. Damals schien Trump Merkel den Handschlag zu verweigern. Diesmal reichte er ihr die Hand, und beide küssten sich auf die Wangen.

Die EU bereitet »eine dreifache Reaktion« vor, die mit den Regeln der WTO »kompatibel« sei.

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