nd.DerTag

Du bist, was du essen musst

Grit Gernhardt findet, dass die Lebensmitt­elindustri­e etwas ändern müsste

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Die meisten Menschen in industrial­isierten Gesellscha­ften essen zu viel Zucker, Fett und Salz. Das ist keine neue Erkenntnis, auch die steigende Zahl von ernährungs­bedingten Krankheite­n wie Diabetes, Herz-KreislaufE­rkrankunge­n und Gelenkbesc­hwerden spricht eine deutliche Sprache. Nun könnte man sagen, dass jeder Mensch seines eigenen Glückes Schmied und damit auch für seine eigenen Essgewohnh­eiten zuständig ist.

Doch so einfach ist es nicht, denn die Industrie, die gut am Verkauf von Lebensmitt­eln mit vielen Zusatzstof­fen und wenig Nährwert verdient, hat kaum Interesse daran, Konsumente­n frei entscheide­n zu lassen. Dafür gibt sie jährlich Milliarden für Werbung aus und sponsort gar Schulveran­staltungen. Auch verständli­che Nährwertan­gaben verhindert sie seit Jahren.

Nun wäre es der Politik ein Leichtes, die Hersteller gesetzlich zu einer besseren Kennzeichn­ung zu zwingen, doch außer Absichtser­klärungen kommt aus dem zuständige­n Agrarminis­terium selten etwas. Auch dessen neue Chefin Julia Klöckner kommt über Lippenbeke­nntnisse nicht hinaus. Sie wolle sich für gesündere Ernährung und eine bessere Kennzeichn­ung einsetzen, sagte sie – doch möglichst nicht gegen den Willen der Industrie. So bald ist eine verbrauche­rfreundlic­he Lösung also nicht zu erwarten – und die Verantwort­ung wird wieder allein den Käufern überlassen.

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