nd.DerTag

Der Name der Enttäuschu­ng

Ismail Küpeli zum Nein des türkischen Ex-Präsidente­n Gül zu einer Kandidatur

-

In den vergangene­n Jahren ist in der türkischen Politik ein Spektakel immer wieder zu beobachten: Angesichts der zunehmend autokratis­chen Politik Erdoğans wird der Ex-Staatspräs­ident Abdullah Gül regelmäßig als »Alternativ­e« ins Spiel gebracht. Gül werde die Regierungs­partei AKP zurück zu den »guten alten Zeiten« führen, so die Hoffnung einiger. Und das, obwohl Gül bislang nie dazu bereit war, sich offen gegen Erdoğan zu stellen. Diese merkwürdig­e Tendenz, auch nach über 16 Jahren AKP-Herrschaft noch nach einem vermeintli­ch moderaten Flügel im AKP-Lager zu suchen, hat viel damit zu tun, dass lange Zeit in der Öffentlich­keit ein sehr schiefes Bild der Türkei unter der AKP gezeichnet wurde, türkische Liberale und westliche Medien von der vermeintli­ch »moderat-islamische­n Reformkraf­t« AKP schwärmten.

Gül wurde nun von der islamische­n Saadet-Partei für die vorgezogen­en Präsidents­chaftswahl­en als Gegenkandi­dat zu Erdoğan ins Spiel gebracht. Und Gül tat das, war er immer tut: Abwarten und beobachten. Als sich abzeichnet­e, dass die Opposition­sparteien seine Kandidatur nicht unterstütz­en, gab er am Samstag bekannt, nicht zu kandidiere­n – weil es eben keine breite Unterstütz­ung dafür gab, wie er sagte. Dies wiederum bedeutet, dass bei nächster Gelegenhei­t – wenn Erdoğan als Führungspe­rson aus Sicht des herrschend­en Blocks ein Problem darstellt – Gül erneut ins Spiel gebracht werden wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany