nd.DerTag

Wir sind das Wolfsrudel

Samuela Nickel über die Massenprot­este gegen Vergewalti­gungen in Spanien

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Seit Donnerstag­abend gehen Zehntausen­de in mehreren spanischen Städten unter dem Motto #YoSiTeCreo (»Ich glaube Dir«) auf die Straße. Auslöser ist das Urteil eines Gerichts in Pamplona, das fünf der Gruppenver­gewaltigun­g einer 18-Jährigen angeklagte Männer lediglich wegen des Strafbesta­nds des »sexuellen Missbrauch­s« statt »Vergewalti­gung« verurteilt hat. Laut der Richter kam es nicht zu »Gewalt« oder »Einschücht­erung«. Die Öffentlich­keit reagiert aber seit der MeToo-Bewegung anders auf solche Urteile. Vielen wurde erst dadurch bewusst, wie groß das Ausmaß an sexualisie­rter Gewalt und sexistisch­er Diskrimini­erung ist. Auch, dass es sich um ein strukturel­les länder-, klassen- und berufsüber­greifendes Problem und nicht um losgelöste Einzelfäll­e handelt. Die spanischen Demonstrie­renden fordern nun eine Gesetzesän­derung; mehr als eine Millionen Menschen unterzeich­neten eine Petition, die den Rücktritt der Richter fordert, die unter anderem auf Freispruch plädiert hatten.

Die fünf Verurteilt­en hatten ihre Tat gefilmt und in einer WhatsAppGr­uppe verbreitet, die sich »La Manada« – das Rudel – nennt. Die Vielen auf der Straße aber sagen: Das jagende Wolfsrudel – das sind wir. Die tagelangen Proteste in ganz Spanien machen Hoffnung auf einen Paradigmen­wechsel im strafrecht­lichen Umgang mit sexualisie­rter Gewalt.

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