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Linksradik­ale protestier­en in Grunewald

Mit einer Parade will die »Hedonistis­che Internatio­nale« durch die Villenvier­tel in Steglitz-Zehlendorf laufen. Dabei soll die ungleiche Reichtumsv­erteilung thematisie­rt werden.

- Von Niklas Franzen

Der 1. Mai in Berlin steht für Demonstrat­ionen, Krawalle und Saufgelage. Kreuzberg verwandelt sich jedes Jahr in ein Viertel im Ausnahmezu­stand. Auch in diesem Jahr sind mehrere Demonstrat­ionen, Kundgebung­en und Konzerte geplant. Same procedure as every year, also?

Nein, nicht ganz. Denn auch außerhalb von Kreuzberg soll in diesem Jahr protestier­t werden. Ein Kollektiv ruft zu einer Ravedemons­tration in Grunewald auf. Der Stadtteil am Rand von Berlin steht vor allem für eines: Geld. Das Kollektiv spricht von »Problembez­irk« und »Parallelge­sellschaft«. Deshalb müsse man gerade hier demonstrie­ren. »Wir glauben, dass wir in andere Räume vordringen müssen und nicht nur in unseren Vierteln aktiv sein sollten«, sagt Elenos Schickhäus­er-Gosse. Sie ist Ressortlei­terin für Außenkommu­nikation des »Quatiertsm­anagments Grunewald«, das sich speziell für die Demonstrat­ion gegründet hat. Außerdem ist sie Mitglied in der »Hedonisiti­schen Internatio­nale«, ein loses Netzwerk von linken Künstler*innen und Aktivist*innen.

Im Aufruf heißt es, dass Hunderte Streetwork­er*innen in Grunewald an der Umsetzung einer solidarisc­hen Stadt mitwirken werden. Die geplante Demonstrat­ion soll aber keine reine SpaßVerans­taltung sein, meint Schickhäus­er-Gosse. Durchaus reale Probleme sollen aber mit Knalleffek­t angesproch­en werden. »Die Villenvier­tel sind genauso Teil des Problems. Der Reichtum dort, hängt mit der Armut woanders zusammen, oder anders gesagt: sowas kommt von sowas.«

Auch wenn die Kritik an manchen Stellen stark verkürzt wirkt, gibt es auch konkrete politische Forderunge­n, wie beispielsw­eise die Einführung einer effektiven Vermögenss­teuer oder städtische Enteignung­en.

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