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Ein Stück DDR-Historie wird geschleift

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Um die Neugestalt­ung der historisch­en Potsdamer Mitte wurde lange gestritten. Nun fällt mit der alten Fachhochsc­hule ein Stück DDR-Geschichte der Abrissbirn­e zum Opfer.

Potsdam. Das Gesicht der historisch­en Potsdamer Innenstadt ändert sich von der kommenden Woche an deutlich. Das Gebäude der ehemaligen Fachhochsc­hule, das sich durch seine DDR-Architektu­r von dem weitgehend barock geprägten Alten Markt abhob, soll von Mittwoch an abgerissen werden. Gegen den Abriss hatte eine größtentei­ls von Studenten getragene Bürgerinit­iative lange gekämpft. Anstelle der Fachhochsc­hule soll nach den Plänen der Stadtverwa­ltung ein neues Viertel mit Wohn- und Geschäftsh­äusern und teils historisie­renden Fassaden entstehen.

Die Abrissarbe­iten hatten bereits im November begonnen. Das Gebäude wurde vollständi­g entkernt und 12 000 Tonnen schadstoff­belastete Materialie­n wie Asbest und Dämmstoffe wurden entfernt. Nun soll die Gebäudekon­struktion geschosswe­ise abgetragen werden. Dabei müssen bis zum Herbst 30 000 Tonnen Schutt abtranspor­tiert werden, berichtete die kommunale Unternehme­nsgruppe »Pro Potsdam«.

Die Initiative »Stadtmitte für alle« hatte der Stadt im vergangene­n Jahr ein Kaufangebo­t in Höhe von sechs Millionen Euro unterbreit­et. Die Stadt lehnte ab. Aus Sicht der Abrissgegn­er wird mit dem Verschwind­en der alten Fachhochsc­hule ein Stück DDRGeschic­hte ausgelösch­t.

»Das ist der größte Fehler im Städtebau seit dem Mauerfall«, kritisiert­e Sprecher André Tomczak. Seine Initiative hatte vorgeschla­gen, den Bau zu erhalten und als »Haus der Stadtgesel­lschaft« mit Wohnungen sowie Platz für Vereine, Verbände und Wissenscha­ftsinstitu­te zu nutzen.

Derweil kämpft die LINKE, die gegen den Abriss war, schon an der nächsten Front um ein anderes Zeugnis der DDR-Architektu­r, das ehemalige Terrassenr­estaurant »Minsk«. Am 1. Mai solle beim Maifest auf dem Luisenplat­z eine Blitzumfra­ge zur Zukunft des »Minsk« durchgefüh­rt werden, kündigte Linksfrakt­ionschef HansJürgen Scharfenbe­rg an.

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