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Ein bisschen mehr Energie

Im Finale um die Volleyball­meistersch­aft zweiter Sieg für Berlin gegen Friedrichs­hafen

- Von Oliver Kern

Die BR Volleys stehen dicht vor der Titelverte­idigung. Nach dem 3:2 am Sonntag fehlt ihnen nur noch ein Sieg. Ein US-Amerikaner macht erneut den Unterschie­d aus. Der Kampf um die deutsche Volleyball­meistersch­aft der Männer wird immer mehr zur überrasche­nden Umkehr der Machtverhä­ltnisse. In der regulären Spielzeit hatte der VfB Friedrichs­hafen nicht eine einzige Partie verloren, gegen den aktuellen Finalgegne­r Berlin Volleys wettbewerb­sübergreif­end sogar alle fünf Spiele gewonnen. Doch nach den ersten zwei Duellen in der Endspielse­rie steht es plötzlich 2:0 für Berlin. Der Hauptstadt­klub braucht nach dem 3:1 in eigener Halle nur noch einen Sieg, um seinen Titel nun doch zu verteidige­n.

Friedrichs­hafens Trainer Vital Heynen hatte schon während der überrasche­nden Heimpleite seinen Spielern immer wieder zugebrüllt, sie sollten doch bitte wieder ihren eigenen Stil spielen. Doch es brauchte offenbar ein paar Trainingst­age, bis die zuvor ungeschlag­ene Mannschaft verstanden hatte, dass es wenig sinnvoll ist, mit den im Schnitt um einiges größer gewachsene­n Berlinern ein Duell anzustrebe­n, in dem es darum geht, wer den Ball härter auf den Boden knallen kann.

Also besannen sich vor allem der kleine Außenangre­ifer Athanasios Protopsalt­is und Diagonalsp­ieler Bartomiej Boladz wieder darauf, lieber Berlins Block anzuschlag­en, so dass die Abpraller von dort unerreichb­ar ins Aus flogen. Dazu ein paar clever in die Lücken der Abwehr gelegte Bälle, und schon können körperlich unterlegen­e Spieler im Volleyball plötzlich sehr gut aussehen.

Dazu hatte der VfB den Hauptangre­ifer Berlins, Paul Carroll, in Abwehr und Block erneut gut im Griff. Einen ersten Lauf der Volleys vom 8:6 zum 8:9 konterte Friedrichs­hafen seinerseit­s zum 13:9. Den Vorsprung gaben die Gäste danach nicht mehr her und gewannen mit 25:19.

Nicht nur seine Mannschaft, auch Heynen selbst hatte dazugelern­t. Der ehemalige Bundestrai­ner ließ seine Truppe nicht mehr stur auf Berlins zu Saisonbegi­nn in der Annahme sehr wackeligen, seitdem aber stabileren Adam White aufschlage­n. Vielmehr suchten sie Ex-Nationalsp­ieler Robert Kromm, der kaum einen Aufschlag sicher zu seinem Zuspieler returniere­n konnte und folglich früh von Steven Marshall ersetzt werden musste. Somit war dann allerdings auch der letzte verblieben­e deutsche Spieler im Team der Volleys aus dem Spiel genommen.

Dass auch Berlins Trainer Stelian Moculescu weiß, was er tut, zeigte sich so richtig aber erst durch die zweite Auswechslu­ng. Wie schon in Friedrichs­hafen drei Tage zuvor nahm er Publikumsl­iebling Carroll Mitte des ersten Satzes auf die Bank und dafür Kyle Russell ins Spiel. Der US-Amerikaner sorgte nicht für die meisten Punkte, doch er brachte viel mehr Energie ins Spiel seiner Mannschaft. Spätestens beim Stand von 6:3 in Satz zwei waren dann auch die 7552 Zuschauer voll in der Partie angekommen und peitschten die Berliner zum 29:27 und dem damit verbundene­n Satzausgle­ich beim 1:1.

Satz drei blieb dann ebenso ausgeglich­en wie der vorherige. Im hochklassi­gen Duell der beiden besten deutschen Mannschaft­en ent- scheiden nur noch kleine Dinge über Sieg oder Niederlage. Und wie schon so oft in dieser Serie – und so selten in den vorherigen Duellen der Saison – hatte Berlin am Ende das bessere Ende mit 25:20 für sich.

Friedrichs­hafen kam in Satz vier (25:17) zwar noch mal zurück, doch der Tiebreak ging dann mit 15:11 wieder an die Volleys, die in der Bestof-five-Serie nun mit 2:0 führen. Friedrichs­hafen steht jetzt schon mit Rücken zur Wand und muss am Mittwoch in heimischer Arena unbedingt gewinnen, um die Möglichkei­t zu erhalten, eine zuvor so grandiose Saison doch noch krönen zu können.

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Foto: imago/Sebastian Wells Bartlomiej Boladz (Friedrichs­hafen) gegen den Berliner Block mit Pierre Pujol und Aleksandar Okolic

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