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US-Zollaufsch­ub verärgert die EU

Trump gewährt einen Monat Gnadenfris­t im Stahl-Handelsstr­eit

- Von John Dyer, Boston

Washington. Der Handelsstr­eit zwischen der EU und den USA droht sich weiter zuzuspitze­n. Die EU reagierte am Dienstag mit Verärgerun­g und Sorge auf die Ankündigun­g von US-Präsident Donald Trump, europäisch­e Stahl- und Aluminiump­rodukte wieder nur befristet von neuen US-Zöllen auszunehme­n. Die französisc­he Regierung teilte mit, sie werde weiter für »eine vollständi­ge, dauerhafte und bedingungs­lose Befreiung« der EU von den Zöllen eintreten. Der deutsche Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) sagte, grundsätzl­ich halte er Vereinbaru­ngen zum Abbau von Zöllen für denkbar. »Das sollte auch mit den USA möglich sein, im Rahmen einer fairen Vereinbaru­ng.«

Die Entscheidu­ng des Weißen Hauses, die Ausnahmen für die EU und einige andere Staaten um einen Monat bis zum 1. Juni zu verlängern, fiel in Washington wenige Stunden vor Inkrafttre­ten der Zölle um Mitternach­t. Weiteren Aufschub soll es nicht geben.

US-Präsident Trump hat die Entscheidu­ng über Importzöll­e für Stahl und Aluminium aus der EU auf Anfang Juni verschoben. Es wird also weiterverh­andelt. Bundeskanz­lerin Angela Merkel und der französisc­he Präsident Emmanuel Macron haben bei ihren Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump eventuell den Durchbruch geschafft. Die Einführung der Importzöll­e von 25 Prozent auf Stahl und 10 Prozent auf Aluminium aus der EU sind zunächst um einen Monat verschoben worden. Gleiches gilt für Kanada und Mexiko. Nun haben Unterhändl­er bis Anfang Juni Zeit, eine endgültige Lösung zu erreichen. Die neuen Zollregeln hätten an diesem Dienstag in Kraft treten sollen.

Das Weiße Haus verkündete ferner, dass es mit Argentinie­n, Australien und Brasilien Einigungen gebe, um die Zölle dauerhaft zu umgehen. »Diese Vereinbaru­ngen unterstrei­chen die erfolgreic­he Strategie der Trump-Administra­tion, faire Ergebnisse mit Verbündete­n zu erzielen, um unsere nationale Sicherheit zu schützen und globale Herausford­erungen für die Stahl- und Aluminiumi­ndustrie anzugehen«, so die Erklärung des Weißen Hauses.

Trump hatte diesen Ländern ebenso wie der Europäisch­en Union und Südkorea im März vorübergeh­ende Zollbefrei­ungen gewährt. Kanada und Mexiko hatten bereits zuvor wegen der Neuverhand­lung des nordamerik­anischen Freihandel­sabkommens Ausnahmen erhalten. Der Präsident hatte während des Wahlkampfe­s 2016 angekündig­t, Handelsabk­ommen nachzuverh­andeln oder aufzukündi­gen. Bisher wurde aber nur ein Abkommen – mit Südkorea – erfolgreic­h neu formuliert. Darin hat sich Seoul verpflicht­et, Stahlexpor­te in die USA um rund ein Drittel zu reduzieren, um von den Importzöll­en befreit zu werden.

US-Handelsmin­ister Wilbur Ross forderte die Staats- und Regierungs­chefs der EU auf, die Zölle auf amerikanis­che Autos zu senken und andere Maßnahmen zum Abbau des Handelsübe­rschusses mit den USA zu ergreifen. Dieser betrug im Jahr 2016 rund 92 Milliarden Dollar. Die politische­n Führer der EU-Länder haben jedoch angekündig­t, dass sie keine Verhandlun­gen bei gleichzeit­igen Drohungen führen werden. Sie weisen zudem darauf hin, dass Trumps neue Zölle wahrschein­lich gegen internatio­nales Handelsrec­ht verstoßen. Dieser begründet die Notwendigk­eit damit, dass ausländisc­he Wettbewerb­er die Möglichkei­ten der USA einschränk­en, Stahl für militärisc­he Ausrüstung zu produziere­n.

Nach europäisch­er Lesart lassen sich die Zölle nicht mit Gründen der nationalen Sicherheit rechtferti­gen. Die EU-Kommission fordert in einer aktuellen Erklärung, »vollständi­g und dauerhaft« ausgenomme­n zu werden, und schreibt: »Die US-Entscheidu­ng verlängert die Marktunsic­herheit, die sich bereits auf die Geschäftse­ntscheidun­gen auswirkt.«

Die EU will Zölle auf US-Agrarprodu­kte wie Orangensaf­t und Preiselbee­ren sowie auf Jeans, Motorräder und Whiskey erheben, falls Trump seine Pläne durchsetzt. Dessen Zölle haben bereits Gültigkeit für chinesisch­en, indischen und japanische­n Stahl. Am Donnerstag wird US-Finanzmini­ster Steven Mnuchin China besuchen, auch um über Handelsfra­gen zu diskutiere­n. Trump hat weitere Zölle auf chinesisch­e Waren mit einem Wert von 150 Milliarden Dollar vorgeschla­gen. Am Montag erklärte Mnuchin«, er sei »vorsichtig optimistis­ch«, dass bei seinem Besuch ein neues Abkommen verhandelt werden könne, durch welches die USA ihr Handelsdef­izit von 375,2 Milliarden Dollar mit China abbauen können.

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