nd.DerTag

Ein Abkommen reicht nicht aus

Oliver Eberhardt über die Nuklearisi­erung im Nahen Osten

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Hat Iran Atomwaffen entwickelt? Wahrschein­lich ja. Tut er das auch heute noch? Dafür hat auch Israels Regierungs­chef Benjamin Netanjahu in seiner Pressekonf­erenz am Montag keine Belege vorgestell­t. Es ging ausschließ­lich um in einem Archiv gelagerte Unterlagen über ein Atomwaffen­programm aus der Zeit vor 2003 – und die Frage, was Iran damit in Zukunft vorhat.

Darüber zu diskutiere­n, ob das Abkommen genügt, um Iran davon abzuhalten, die Bombe zu bauen, reicht aber längst nicht mehr aus. Denn nun hat ausgerechn­et Irans Erzfeind SaudiArabi­en angekündig­t, ein eigenes Atomprogra­mm auflegen zu wollen. Ein nukleares SaudiArabi­en werde man keinesfall­s akzeptiere­n, so Ajatollah Ali Khamenei. Will man Iran davon abhalten, eine Atomwaffe zu bauen, ist also auch eine deutliche Positionie­rung des Westens gegenüber den saudischen Nuklearamb­itionen erforderli­ch. Doch die ist nicht in Sicht: Das Königreich wird vom Westen hofiert, nähert sich an Israel an, dessen Militär seit einiger Zeit verstärkt gegen iranische Militärste­llungen in Syrien vorgeht. Und seit Netanjahus Pressekonf­erenz wird nun auch darüber gerätselt, was er tun wird, sollte US-Präsident Donald Trump am 12. Mai am Abkommen festhalten. Kurz vor seinem Auftritt hatte die Knesset entschiede­n, dass der Premiermin­ister nur noch die Zustimmung des Verteidigu­ngsministe­rs braucht, um Krieg zu erklären.

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