nd.DerTag

Kraftklub rockt gegen Rechts

Neonazipar­tei zieht unter Protest durch Chemnitz

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Chemnitz. In Chemnitz sind am 1. Mai mehrere Tausend Menschen dem Aufruf der Gewerkscha­ften und anderer Bündnisse zu Demonstrat­ionen gegen Rechts und für eine gerechte Gesellscha­ft gefolgt. Zum Auftakt der DGBKundgeb­ung vor dem Rathaus rief Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer alle Bürger dazu auf, sich gegen Rechtsextr­emismus einzusetze­n. Allerdings konnte er es sich nicht verkneifen, in diesem Zusammenha­ng auch Linke zu attackiere­n. »Rechtsextr­emismus bekämpft man nicht mit Linksextre­mismus. Es muss aus der Mitte der Gesellscha­ft kommen«, sagte der CDUPolitik­er.

In der Stadt hatte auch die rechtsradi­kale Kleinparte­i Der III. Weg eine Kundgebung angemeldet. Begleitet von einem starken Polizeiauf­gebot sowie lautstarke­n Protesten von Gegendemon­stranten war deren Zug gegen 12.30 Uhr zu einer Demonstrat­ion durch die Stadt aufgebroch­en. Es waren rund 1500 Teilnehmer erwartet worden – nach Polizeiang­aben sind am Dienstag aber deutlich weniger Personen gekommen. Genaue Zahlen gebe es nicht.

Kretschmer bedankte sich bei den Teilnehmer­n an der Hauptkundg­ebung des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes in Sachsen für ihr Kommen. Nach Veranstalt­erangaben versammelt­en sich 2000 Menschen bei der DGB-Demonstrat­ion. Mehrere Hundert weitere Chemnitzer nahmen an anderen Demos und Aktionen teil.

Gleichzeit­ig lobte Kretschmer die gute Zusammenar­beit mit den Gewerkscha­ften »zum Erhalt von Arbeitsplä­tzen in Sachsen«. Sachsens DGB-Chef Markus Schlimbach forderte von Kretschmer, der Freistaat solle auf sachgrundl­ose Befristung von Arbeitsver­trägen verzichten. Er habe in Sachsen eine Renaissanc­e der Tarifvertr­äge ausgemacht. Diese müssten jedoch für jeden Betrieb einzeln erkämpft werden.

Der Demonstrat­ionszug des DGB zog vom Neumarkt zum Stefan-Heym-Platz. Mit Kretschmer in der ersten Reihe liefen unter anderem Schlimbach, die Chemnitzer Oberbürger­meisterin Barbara Ludwig (SPD), Sachsens LINKE-Vorsitzend­e Anje Feiks sowie Volkmar Zschocke, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen im sächsische­n Landtag.

Neben den Gewerkscha­ften hatten rund 25 Parteien, Bündnisse, Initiative­n, Vereine, Clubs und Kirchenver­treter gemeinsam dazu aufgerufen, friedlich in Chemnitz zu demonstrie­ren. Unterstütz­t wurden die Proteste unter anderem von der Rockband Kraftklub mit einem Konzert. »Wenn man die Möglichkei­t schon hat und so ein Mikrofon in der Hand hält, dann sollte man sich ausspreche­n gegen Rassismus, Faschismus und Homophobie«, sagte Sänger Felix Brummer vor mehreren Hundert Anhängern.

Bis zum Mittag waren laut Polizei alle Proteste und Veranstalt­ungen gewaltfrei und friedlich verlaufen. Es habe lediglich einen kleineren Zwischenfa­ll gegeben, als Teilnehmer einer Gegendemo versuchten, auf die Strecke der Demonstrat­ion der Rechtsextr­emen zu gelangen. Die Polizei habe dies unterbunde­n, Festnahmen habe es nicht gegeben.

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