nd.DerTag

Prassen für drei Erden

Regina Stötzel über das deutsche Leben und Wirtschaft­en auf Pump

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Sparen gilt als deutsche Tugend, wer hierzuland­e über seine Verhältnis­se lebt, über den wird die Nase gerümpft. Wolfgang Schäuble brüstete sich mit der »schwarzen Null«, als wäre der Bundeshaus­halt der Geldbeutel einer schwäbisch­en Hausfrau. Entspreche­nd wird hartnäckig beklagt, dass »wir« angeblich immer für alle anderen bezahlen müssen: für Faulenzer und Flüchtling­e, für Griechen und weitere arme Europäer, für jede Katastroph­e und die hungernden Kinder der ganzen Welt.

Dass das Leben und Wirtschaft­en in Deutschlan­d im Gegenteil eines auf Kosten nachfolgen­der Generation­en, anderer Länder, ihrer Bewohner sowie der Ressourcen und biologisch­en Kapazitäte­n dieses Planeten ist, wird dabei gern vergessen. Dankenswer­terweise erinnern Nichtregie­rungsorgan­isationen daran, dass Deutschlan­d den Planeten, aufs Jahr gesehen, schon ab jetzt, nach einem Drittel, irreparabe­l ausplünder­t und damit weit überdurchs­chnittlich beanspruch­t.

Deutschlan­d gehört zu den größten Verschwend­ern, und bisher waren Wirtschaft­skrisen die einzigen wirklich effektiven Umweltschu­tzmaßnahme­n im globalen Maßstab. Um das zu ändern, reicht Naserümpfe­n nicht. Auf die Gefahr hin, dass es mit den deutschen Tugenden bergab geht und die schwäbisch­en Hausfrauen mal so richtig auf den Putz hauen.

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