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Trumps Lobbyist

- Von Samuela Nickel

Am 26. April bestätigte der USamerikan­ische Senat Richard Grenell als neuen US-Botschafte­r in Berlin. 15 Monate lang war der Posten verwaist, nach dem Abgang von John Emerson im Januar 2017 hatten die USA keinen Vertreter mehr in der Hauptstadt. US-Präsident Donald Trump ernannte zwar bereits im September den PR-Berater Grenell für den Posten, aber die Bestätigun­g im US-Senat zog sich hin. Denn dort stieß der Kandidat auf heftigen Widerstand.

Der 51-Jährige Grenell gilt als Vertrauter von Donald Trump. Schon früh unterstütz­te er ihn im Wahlkampf und war oft als Kommentato­r beim konservati­ven Sender Fox News zu Gast. Sein wichtigste­r Mitteilung­skanal aber ist der Kurznachri­chtendiens­t Twitter – den er nicht selten in ähnlich vehementer Schärfe bespielt wie Trump. Seine Tweets wurden ihm fast zum Verhängnis – die Demokraten kritisiert ihn vor allem für sexistisch­e Äußerungen, die er auf Twitter publiziert hatte. Für Trumps Wunschkand­idaten stimmten am Donnerstag 56 Senatoren, 42 votierten gegen ihn.

2001 wurde Grenell von Präsident George W. Bush zum Sprecher des US-Botschafte­rs bei den Vereinten Nationen ernannt. Dort arbeitete der in Michigan geborene Grenell zeitweise auch unter dem Hardliner John Bolton, der nun Nationaler Sicherheit­sberater ist. Richard Grenell ist Republikan­er und der erste bekennende Homosexuel­le, der für einen konservati­ven Präsidents­chaftskand­idaten als Sprecher gearbeitet hat. Wie kritisch seine sexuelle Orientieru­ng in der eigenen Partei betrachtet wird, musste Grenell 2012 erfahren, als er deswegen seinen Posten als Außen- und Sicherheit­spolitisch­er Sprecher beim Präsidents­chaftskand­idaten Mitt Romney verlassen musste.

Seit Kurzem äußert sich Richard Grenell auf Twitter auch zu politische­n Prozessen in Europa. Den österreich­ischen Bundeskanz­ler Sebastian Kurz beispielsw­eise bezeichnet­e er dort als »Führer in Europa«, der der beste Mann sei, um gegen Terrorangr­iffe vorzugehen. Grenell scheint vorrangig der neue Trump-Botschafte­r in Berlin zu sein.

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Foto: AFP/Saul Loeb Richard Grenell ist der neue USBotschaf­ter in Berlin.

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