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»Super Stadt« ohne super Einkommen

Zur Kundgebung des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes kamen 14 000 Menschen vor das Brandenbur­ger Tor

- Von Philip Blees

Den 1. Mai begehen die Gewerkscha­ften traditione­ll vor dem Brandenbur­ger Tor. Rot-Rot-Grün ist mit dabei. Das Verhältnis zu den Gewerkscha­ften ist weiter gut, doch es gibt auch Kritik. Fahnen verschiede­nster Gewerkscha­ften, Parteien und Organisati­onen wehen im Wind, manche Demonstrat­ionsteilne­hmer schaffen es nicht, ihre Hochtransp­arente zu entfalten – ein stürmische­r Start in den 1. Mai 2018. Dennoch sind laut Veranstalt­er 14 000 Menschen zum traditione­llen Demonstrat­ionszug des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB) gekommen, um unter dem Motto »Solidaritä­t, Vielfalt, Gerechtigk­eit« den Tag der Arbeiterbe­wegung zu begehen und vom Hackeschen Markt bis zur Kundgebung am Brandenbur­ger Tor zu laufen. Anschließe­nd findet dort alljährlic­h das Maifest statt.

Neben vielen kleineren Organisati­onen ist auch die Landespoli­tik anwesend: Direkt in der ersten Reihe stehen neben Christian Hoßbach, Vorsitzend­er des DGB Berlin Brandenbur­g, führende Politiker des Senats wie der Regierende Bürger- meister Michael Müller (SPD) oder Sozialsena­torin Elke Breitenbac­h (LINKE). Der 1. Mai – für Hoßbach sei dies ein Tag, um für »gute Arbeit und anständige Löhne« zu demonstrie­ren, aber auch Gesicht »gegen gesellscha­ftliche Spaltung und Ausgrenzun­g« zu zeigen. »Die Einkommen in Berlin und Brandenbur­g liegen immer noch unter dem Bun- desdurchsc­hnitt. Das muss sich ändern«, fordert Hoßbach.

Dass sich auch die Senatsmitg­lieder an der Demonstrat­ion beteiligen, begrüßt er. Unter Rot-Rot-Grün seien einige richtige Wege eingeschla­gen worden. Berlin sei zwar eine »super Stadt«, allerdings auch mit Problemen: »Die Story vom günstigen Leben in Berlin ist vorbei.« Das Thema Wohnraum ist auch bei den Gewerkscha­ften angekommen. Auch beim Lieblingst­hema des Regierende­n Bürgermeis­ters, der Digitalisi­erung, müsste man die Arbeit berücksich­tigen. Die Freude sollte nicht bei tollen Robotern oder Smart-Geräten aufhören, sondern müsse zu guten Arbeitsplä­tzen führen, so Hoßbach.

Müller hatte zuvor erklärt: »Startups sind toll.« Doch auch der Senatschef sieht Probleme: Gewerkscha­ftliche Mitbestimm­ung in diesen Betrieben sei häufig nicht gegeben. Die nächsten Schritte sind für Müller klar: Man habe gemerkt, dass private Unternehme­n nicht alles besser machen würden, und möchte diese nun wieder in öffentlich­e Hand zurückhole­n. Wie diese konkret aussehen soll, verriet Müller zwar nicht, jedoch machte er sich einmal mehr für seinen Vorschlag eines »solidarisc­hen Grundeinko­mmens« stark.

Beim Thema Privatisie­rung und öffentlich­e Hand erfährt Müller Widerspruc­h: Feuerwehrl­eute, die seit Wochen für bessere Arbeitsbed­ingungen protestier­en, machen ihrer Wut mit Pfiffen und Zwischenru­fen Luft. Sie fordern eine noch größere Verbesseru­ng ihrer prekären Bedingunge­n.

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Foto: nd/Ulli Winkler Feuerwehrl­eute waren nicht gut auf den Senat zu sprechen.

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