nd.DerTag

Schluss mit Schlagzeug, Bass, Gelaber!

- Von Velten Schäfer

Treffender­weise

teilen der Musiker Heinz Rudolf Kunze und die deutsche Hochschulr­ektorenkon­ferenz das Kürzel: HRK. Denn beiden haftet etwas Offiziöses, Verwaltung­smäßiges an. Die Karriere des 1956 geborenen Sängers begann schon einschlägi­g bei einem »Pop-Nachwuchs-Festival«. Sie führte über »Dein ist mein ganzes Herz« und weitere Glanzstück­e der Tonpoesie zu Ruhm und Lehraufträ­gen. Und als es leicht war, kritisch zu sein – nämlich in den westdeutsc­hen 1980ern, als der Aufruhr verklungen und nostalgisc­he Reminiszen­zen an denselben daher wohlgelitt­en waren –, erwarb sich der Liederden Titel »Niedermach­er«.

Da Musikdeuts­chland bisher seiner Worte zu »Kollegah« und »Farid Bang« geharrt, ihn aber nicht gefragt hatte, macht der Meister die Flegel nun per »DPAGespräc­h« nieder. Und auch gleich diesen »Rap« als solchen, dieses »menschenfe­indliche Gestammel mit Musikverzi­cht«. Diese ganze Richtung, »bei der nur jemand zu Schlagzeug und Bass rumlabert«, werde alsbald verschwind­en, glaubt der 61-Jährige, denn: »Da kann kein Titel ein Golden Oldie werden, weil es keine Melodie gibt und niemand mitsingen oder mitsummen kann.« Und das werde gut sein für die Demokratie: »Die Braunen und die Rapper vereint im Totentanz / wird Zeit, dass wir sie mundtot machen und ihre Allianz«, reimte Kunze jüngst auf Facebook, um seinen Gesprächsb­edarf zu signalisie­ren.

Demnächst erscheine nun aber, ist dem »Gespräch« zu entnehmen, zum Glück Kunzes 36. Album: ein »Streifzug durch die Musikgesch­ichte«, der natürlich auch »Schwarze Musik« umfasst. Man könnte sich nun aufregen über einen gealterten Kulturbeut­emacher, der sich dieselbe greift und zugleich alte Rassismen über ihre amelodiöse Buschtromm­elhaftigke­it aufruft. Man könnte an Kunzes 2016 erschienen­en Protestson­g »Willkommen liebe Mörder« erinnern, der – völlig missversta­nden, wie der Meister betont! – von Pegidisten gefeiert wird: »Fühlt euch wie zu Hause / bedient euch macht es euch bequem (...) nichts nehmen wir euch übel / Empörung nicht die Spur / ihr habt halt eine andere Umbringeku­ltur«. Und man könnte sich anhand eines jüngeren Interviews ausmalen, wie konkret der Rap verschwind­en soll: Dadurch, dass »Flüchtling­e, die sich nicht an die Spielregel­n halten, konsequent« rausfliege­n nämlich, bevor sie zu dieser Unmusik greifen?

Mann kann sich den Ärger aber auch sparen und lächelnd an die Wirkungsge­schichte eines anderen Musikexper­ten denken, der einst Schluss machen wollte: nämlich mit dem »Ye, Ye, Ye«.

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