Ausgrenzung und falsche Ehre
Semperoper Dresden: Keith Warner inszenierte Giuseppe Verdis »Die Macht des Schicksals«
Das reinste Opernidyll am Anfang. Nacht. Haus mit Vorhof. Bänder kreuzen einander am Boden, das eine blau, das andere schwarz. Der alte Marchese di Calatrava, spanischer Adel, schließt die Tür. Es heißt, singend Abschied zu nehmen von der geliebten Tochter Leonora. Die ihrerseits vokalisiert durchs Fenster eine Arie, so schön und traurig, dass ihr geliebter Alvaro, der auf sie wartet, sich schon unruhig fragt, ob sie mit ihm gehen will oder sich für ihren angebeteten Vater entscheidet. Sie wolle noch warten. Was der Mestize Alvaro nicht einsehen will und sie bedrängt, endlich zu handeln. Es stellt sich heraus: Solche wie Alvaro mag der Adel in Spanien nicht. Auch der Marchese sieht in dem Menschenschlag »unreine« Geschöpfe, ungewünschte Fremdländer. Und so einer mit seiner Tochter? Er entdeckt den Wartenden, verflucht und bedroht ihn. Chaos. Plötzlich der Schuss aus Alvaros Pistole. Der hatte ungewollt abgedrückt und den Alten tödlich getroffen. Mit Pulverdampf beginnt »Die Macht des Schicksals«.
Gute Luft zuvor auf dem Theaterplatz. Milde des Abends. Die Sonne senkt sich. Eine Menschenmenge vor dem großen Haus zwischen Elbe und Zwinger. An den Eingängen des Opernhauses stehen gut gekämmte junge Männer in schwarzen Anzügen und Fliege. Lächelnd begrüßen sie die Leute. Statt Kutschen wie im 19. Jahrhundert halten Busse auf dem Pflaster. Gekommen sind viele Touristen. Inmitten das Reiterstandbild des sächsischen Königs Johann. Der Platz wirkt so machtvoll deutsch, dass Pegida gar nicht anders konnte, als hier die Lieder vom zu verteidigenden Abendland und den bösen Fremden zu singen. Deutschland hätte (deutsche) »Helden« wieder nötig, klang es aus den Megafonen. Damit nicht passiert, dass solche Typen wieder schießen auf das, worauf sie verbal eindreschen, hat das Haus den »Missbrauch« stets attackiert.
Verdis »Macht des Schicksals« handelt von Ausgrenzung, falschen Ehrbegriffen und fatalen Kämpfen. Die Oper lenkt auf die Frage: Was ist Heldentum? Keine Oper ohne Helden beiderlei Geschlechts, solche, die lieben und geliebt und betrogen werden und blutig siegen und sterben. Heldentum geht durch die Geschich-