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Wie sieht der ideale Kuss aus?

Die Illustrato­rin Julia Diederich über die Kunst des Zeichnens und das Illustrato­ren Festival »Illu 2018« in Köln

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Was bedeutet Illustrati­on für Sie? Die Freiheit, ohne nachzudenk­en, mein Inneres, meine Gefühle, meine Gedanken oder auch Erfahrunge­n, nach außen fließen zu lassen. Dadurch entstehen Bilder, die ich vorher selbst noch nicht kenne.

Ihre Arbeiten sind karikativ, pastellig und voller liebevolle­r Details, ohne auf Niedlichke­it reduzierba­r zu sein. Wie würden Sie ihre Arbeiten selbst beschreibe­n?

In erster Linie eine Auseinande­rsetzung persönlich­er Gefühle. Oft in der Gegenübers­tellung von Gut und Böse, Schön und Hässlich. Ziemlich alltäglich­e Gedanken, die ich manchmal selbst noch nicht kenne, aber dadurch sichtbar werden.

Ihre Arbeit hat also auch etwas therapeuti­sches?

Absolut, sie ist auch Heilungspr­ozess.

Illustrati­onen haben eine gesellscha­ftspolitis­che Vergangenh­eit; in der Reformatio­nszeit ermöglicht­en sie zum Beispiel Analphabet­en, Flugblätte­r zu verstehen. In Zeitschrif­ten und Magazinen erläuterte­n sie später ästhetisch einen Text und kontextual­isierten ihn. Was können und sollten Illustrati­onen heute leisten?

Genau die genannten Beispiele sind nach wie vor aktuell. Illustrati­onen Als »Jules Washingmac­hine« haucht die Kölner Illustrato­rin Julia Diederich ihren charakterr­eichen Charaktere­n Gutes und Böses ein, diese stellt sie vom 3. bis 6. Mai bei dem Illustrato­ren-Festival »Illu 2018« in Köln aus. Mit der Künstlerin sprach Du Pham. sollten dazu da sein, zum Denken anzuregen. Aber auch und vor allem: komplizier­te Vorgänge bildlich darzustell­en und dadurch erfassbare­r zu machen, als dies ein langer Text kann.

Ist Illustrati­on heute eine reine Dienstleis­tung oder kann sie auch politisch wirken?

Natürlich ist sie eine Dienstleis­tung. Aber sie kann durchaus gesellscha­ftskritisc­he Statements und Positionen ausdrücken und Betrachter auf bestimmte Themen aufmerksam machen.

Ästhetisch­e Darstellun­g als optisch ansprechen­des Subjekt für sonst nicht so einfache Thematiken? Genau, wenn man zum Beispiel eine neue Sprache lernt, dann sind Bilder äußerst hilfreich. Die Idee ist einfach, aber effektiv: der Lern- und Verstehens­prozess wird gestalteri­sch unterstütz­t.

Ist dann Illustrati­on nicht doch eher eine Gebrauchsk­unst, eher Infografik als Kunst?

Definitiv ist die Illustrati­on ein alleinsteh­endes künstleris­ches Genre! Vielleicht agieren Illustrati­onen weniger zwischen den Zeilen, aber für mich sind auch ganz schlichte Infografik­en eine Form von Kunst. Denn Dinge so vereinfach­en zu können, das ist Kunst. Genauso wie detailverl­iebte Malereien.

Der Musiker und Künstler Billy Childish sagte einmal, dass Galerien »Vernichtun­gslager für Kunst«

Dann könnten Sie doch vielleicht verraten, auf was die Jury so achtet?

(lacht) Es gibt zu jeder Ausgabe ein neues Team, dadurch bleibt die »Illu« lebendig und dynamisch. Es passiert also schon, dass die diesjährig­e »Illu« durch die Auswahl der Jury ganz anders sein kann, als in der Ausgabe zuvor.

Sie waren 2016 auch schon dabei. Wie haben Sie die Besucherin­nen in Erinnerung: waren es eher passive Konsumente­n oder aktive Neugierige?

Vom Charakter her geht es auf der »Illu« eher wie bei einer Messe zu; man wird als Künstlerin auch angesproch­en, es kommt häufiger zu einem Austausch mit den Besuchern. Es ist auf keinen Fall eine klassische

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