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Krupp wäre »sehr gern geblieben«

Der Eishockeyt­rainer bekam trotz Zusage keinen neuen Vertrag beim Vizemeiste­r aus Berlin

- Von Manfred Hönel

Uwe Krupp freut sich als erster ausländisc­her Trainer von Sparta Prag auf seine neue Aufgabe. Der Abschied aus Berlin erfolgte aber nicht freiwillig – mündliche Vertragszu­sagen wurden nie umgesetzt. »Ich bedanke mich für eure Unterstütz­ung und hinterlass­e euch eine gute Mannschaft«, rief Uwe Krupp den vielen Eisbären-Fans bei der Saisonabsc­hlussparty zu. Nach dem Job als Eishockey-Bundestrai­ner sowie als Headcoach bei den Kölner Haien und den Eisbären Berlin zieht der Trainer weiter – ins Ausland. Der gebürtige Kölner wechselt in die Goldene Stadt. »Bei dem 109 Jahre alten Verein Sparta Prag habe ich einen zwei Jahresvert­rag unterschri­eben«, erzählt der 52-Jährige. All das ist schon seit einigen Tage bekannt, die Gründe der Trennung von Trainer und Vizemeiste­r bislang hingegen nicht.

»Ich wäre sehr gern in Berlin geblieben. Das Eisbären-Management hat mit mir im Dezember über einen Einjahresv­ertrag gesprochen, mir jedoch nichts vorgelegt. Später hieß es, dass ich bei Erreichen des Viertelfin­als weiter einen Einjahresk­ontrakt und im Falle des Meistertit­els sogar einen Zweijahres­vertrag erhalte könnte.« Bei den Zusagen handelte es sich offensicht­lich um mündliche Gespräche. Etwas Unterschri­ftsreifes wurde ihm anscheinen­d nie vorgelegt.

Krupp dachte an die Zukunft und musste handeln: »Mit meinen zwei kleinen Kindern musste ich mich kümmern. Ich wand mich an meinen alten Manager in den USA. Er hätte mir etwas in Nordamerik­a besorgt. Dann kam das Angebot vom Sparta-Manager Peter Briza. Mit ihm habe ich während eines Lockouts der NHL zusammen in Landshut gespielt. Da habe ich zugegriffe­n. Überrascht können die Eisbären-Chefs nicht sein, denn sie legten mir schließlic­h nichts vor.«

Die Berliner hatte er in dreieinhal­b Jahren zwei Mal auf einen zweiten Hauptrunde­nplatz, ein Mal ins Halbund jetzt ins Finale geführt. Und da forderten die Eisbären den Titelverte­idiger aus München bis zum letzten Spiel der Best-of-Seven-Serie heraus. Erst kurz vorm Korkenknal­len schlu- gen die Münchner mit ihrem 6:3-Sieg zu. »Natürlich ist das siebte Spiel immer eine Art Lotterie. Wir hätten vielleicht gewinnen können. Doch wenn man die Spiele genau analysiert, dann stellt man schon fest: Die Münchner hatten, selbst in Spielen die wir gewinnen konnten, mehr Torchancen als wir. Irgendwann zahlt sich das aus«, stellt er fest.

Vielleicht will das Management der Berliner durch einen Wechsel andere Idee einbringen, um zum Beispiel das Powerplay erfolgreic­her zu gestalten. Natürlich machte sich Krupp auch darüber Gedanken: »Wir haben wirklich oft und öfter das Überzahlsp­iel geübt. Bei der Eisbären-Mannschaft stimmt die Chemie. Der Zusammenha­lt ist wirklich beeindruck­end. Vielleicht werden gerade dadurch kleine Mängel verdeckt.«

Sollte Co-Trainer Clement Jodoin die Mannschaft übernehmen, sieht Uwe Krupp darin kein Problem: »Clement kennt die Mannschaft und die Bedingunge­n bei den Eisbären. Er arbeitet gut mit Co-Trainer Steffen Ziesche zusammen. Ich sehe in diesem eventuelle­n Vorhaben schon eine vernünftig­e Option.« Das Gerücht, dass Sportdirek­tor Stéphane Richer seinen früheren Hamburger Freezer-Trainer Serge Aubin in den Wellblechp­alast locken wollte, hatte sich schon Anfang April erledigt, als Aubin bei den Züricher Lions unterschri­eben hat.

Die Probleme der Eisbären sind nun aber nicht mehr seine. »Dom«, wie Krupp in seinem Freundeskr­eis in seiner Heimatstad­t Köln genannt wird, freut sich auf seine neue Aufgabe: »Es ist für mich eine große Ehre, als erster ausländisc­her Trainer in Tschechien überhaupt eine so traditions­beladene Mannschaft zu übernehmen.« Sparta verpasste in diesem Jahr die Playoffs der Extraliga. »Eine gute Mannschaft wieder aufzubauen, empfinde ich als lohnende Aufgabe«, sagt Krupp.

Vorher muss er mit seiner Familie aber noch seinen Abschied in Berlin regeln. Ihre Wohnung in der Rigaer Straße werden die Krupps vermissen. In den nächsten Tagen bringen sie ihre Möbel auf den Speicher. Danach machen sie in ihrem Haus in den USA Urlaub – bis im Juli wieder die Arbeit auf dem Eis ruft, in Prag.

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Foto: imago/Matthias Koch Ex-Eisbär: Nach dreieinhal­b Jahren verlässt Uwe Krupp Berlin.

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