nd.DerTag

Aktive Mittagspau­se für Tariflöhne

- Von Maria Jordan

ÄrztInnen des Öffentlich­en Gesundheit­sdienstes demonstrie­ren für Lohngleich­heit. Viele Stellen in dem wichtigen Bereich sind wegen der schlechten Bezahlung unbesetzt. Vor dem Gesundheit­samt am Hohenzolle­rndamm in Wilmersdor­f demonstrie­rten am Mittwoch etwa 30 ÄrztInnen des Öffentlich­en Gesundheit­sdienstes (ÖGD). In weißen Kitteln und mit Trillerpfe­ifen protestier­ten die MedizinerI­nnen in einer sogenannte­n aktiven Mittagspau­se gegen die Lohnunglei­chheit zwischen ihnen und KollegInne­n kommunaler Krankenhäu­ser. Dieser liegt nach Berechnung­en des Ärzteverba­nds Marburger Bund (MB) bei etwa 12 000 Euro pro Kopf im Jahr. In Berlin arbeiten rund 300 ÄrztInnen – ohne Tarifbindu­ng – im Öffentlich­en Gesundheit­sdienst. Aufgrund der schlechten Arbeitsbed­ingungen sind derzeit etliche Stellen unbesetzt.

»Es reicht mit den Worten. Wir wollen Taten«, ruft Peter Bobbert, der Landesvors­itzende des Marburger Bundes, in ein Megafon. Die einzige Forderung, die der Ärzteverba­nd stelle, sei Gleichbere­chtigung für alle Angestellt­en im Öffentlich­en Gesundheit­sdienst. Paradoxerw­eise, so Bobbert, fordere der Senat dasselbe. Geändert habe sich trotzdem nichts.

Erst im März hatte Gesundheit­ssenatorin Dilek Kolat (SPD) die Lohnanglei­chung erneut versproche­n. Die Zusage findet sich auch seit 2016 in der Koalitions­vereinbaru­ng von Rot-Rot-Grün. In einem Bericht der Senatsfina­nzverwaltu­ng an den Unteraussc­huss der Bezirke sei nun aus diesem Verspreche­n »ein lächerlich­er Konjunktiv« geworden, kritisiert Bobbert. »Angedacht ist, dass ausnahmswe­ise in begründete­m Einzelfall unter bestimmten Voraussetz­ungen zur Personalge­winnung und - bindung insbesonde­re von FachärztIn­nen ein verbessert­es Entgelt in Anlehnung an die Ä-Entgelt-Tabelle des § 41 TV-L angeboten werden könnte«, heißt es.

Ein Gehalt auf Tarifnivea­u wäre somit nur für wenige Ausnahmen möglich. »Der Senat hat sein Wort gebrochen«, sagt Bobbert. Sollte in den nächsten Tagen nichts passieren, werden die ÄrztInnen bald wieder auf der Straße sein. Und dann nicht nur für eine aktive Mittagspau­se, sondern »zum Streiken und Streiten«.

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